Dhaka, Bangladesch

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Die Stadt hat sich herausgeputzt wie Aschenbrödel, das den Prinzen empfängt. Die internationale Cricket Society ist angereist, um der Metropole etwas Glanz und Glitzer zu verleihen, die sich anschickt, die diesjährige Weltmeisterschaft auszurichten. Auf den ersten Blick funktioniert die Verkleidung. Dhaka erscheint tatsächlich weniger verwahrlost wie man es für ein solch armes Land erwartet. Die Strassen wirken sauber, es gibt dekorative Festbeleuchtung und kaum bettelnde Menschen auf den Wegen. Wie wir später erfahren, wurde allerdings ein grosser Aufwand betrieben, um genau dieses Bild zu vermitteln. Mithilfe unserer Freunde Rico&Sonya, die in Dhaka leben, gelingt es uns, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken.

Was wir hier erleben, ist eine Ansammlung starker Kontraste. Auf der einen Seite Zonen chronischer Verarmung in den slums, gegenüber die Gated Communities, die im Überfluss schwelgen und doch darin ebenso gefangen sind wie die Bewohner der Ghettos. Getrennt nur durch einen See, liegen doch Welten dazwischen.

An unserem ersten Tag unternehmen wir eine Rikscha-Fahrt in der hauseigenen Fahrradrikscha und tauchen ein in das Strassen- und Häusermeer der riesigen Stadt. Offiziell leben hier rund 13 Millionen Menschen, inoffiziell 20 Millionen.

Auffällig schön ist das melodische Gebimmel der Fahrradglocken tausender Rikscha-Fahrer. Bimmeln und Hupen lautet hier die Losung im Strassenverkehr. Auch wenn wir manchmal haarscharf an anderen Rikschas oder Autos vorbeischrammen, der Verkehr bleibt stets im Fluss. Busse fahren auf Kontakt, was man den zwar verschrammten, aber liebevoll bemalten Karosserien ansieht. Wieder beeindruckt mich dieser waghalsige Fahrstil, doch es scheint zu funktionieren. Staus gibt es nur auf den grossen Strassen, wo selbst Verkehrspolizisten daran scheitern, das bunte Chaos zu regeln.

Das Klima während unseres Besuchs ist angenehm – nicht so schwül-heiss wie in Indonesien, aber auch nicht so kühl wie in den Bergen von Laos. Dennoch läuft man hier nicht in Shorts und T-Shirts umher. Auch wenn es nicht offiziell angeordnet ist wie im Iran, habe ich meist einen leichten Schal um den Kopf geworfen. Als Schutz vor der Sonne und neugierigen Blicken. Generell tragen die Frauen hier farbenprächtige Saris, die Männer gestreifte Hemden zu buntscheckigen Sarongs. Die vorherrschende Farbe ist bunt. Überall lugt irgendwo irgendetwas Kunterbuntes hervor. Und sei es einer der vielen leuchtenden Singvögel, die in den Büschen nisten. Wie sich die fröhlichen Farben auf die Menschen auswirken, erfahren wir bei unserem Spaziergang am See entlang. Obwohl die Menschen hier wirklich allen Grund hätten, kummervoll in die Welt zu blicken, strahlen uns Alte und Junge gleichermassen offenen Blickes an. Ich finde es faszinierend, wie es den Menschen hier gelingt, sich trotz aller Widrigkeiten ein sonniges Gemüt zu bewahren. Ein wichtiger Punkt für die Vorbereitung auf das graue Deutschland.

Am Abend erschallt über der ganzen Stadt ein weiter Chor von Muezzins, die zum Gebet rufen. Erst hier, dann dort, dann überall stimmen sie einen melodischen Kanon an, der nicht nur Muslime tief beeindruckt. So volltönig wohlklingend wie hier habe ich den Gebetsruf nirgends erlebt.

Wenn nicht gerade Unruhen die Strassen unsicher machen, wie vor und nach den Wahlen, lässt es sich einigermassen gut leben als Ausländer in Dhaka. Lebensmittel sind zwar teuer, aber in relativ grosser Auswahl erhältlich. Dafür gibt es sehr gute fair trade Geschäfte, die wunderschönes Kunsthandwerk zu einem erschwinglichen Preis anbieten. Ich war nie ein Teppich Fan, doch hier konnte ich nicht widerstehen und so ist unsere Wohnung nun um vier Teppiche reicher. Kinder besuchen internationale Schulen, deren Abschlüsse überall anerkannt werden und fast jede europäische Nation verfügt über einen eigenen Club, wo man sich zum Sport und Erholung trifft. Für NGO Mitarbeiter ist Dhaka vielleicht kein Traumposten, aber immerhin lässt es sich hier eine Weile gut aushalten. Für mich ist es die vorletzte Station vor meiner Heimreise.

Danke Dhaka!

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Laos

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In Laos krähen die Hähne anders. „Ki-kieri-kik“ stösst der Nachbarshahn seine Fanfare aus, mit der Betonung auf der zweiten Silbe. In Laos’ beschaulicher Hauptstadt Vientiane sind selbst die Hühner entspannter als anderswo. Wir besuchen endlich unseren Mann in Laos, Uwe, mit seiner liebreizenden Familie. Nach drei Jahren wurde es wirklich höchste Zeit für ein Wiedersehen.

Wir sagen sabaidee (Hallo) zu dieser Hochhaus freien Metropole, der wohl lässigsten Hauptstadt in Indochina, wenn nicht sogar ganz Asiens. Mit seinen französischen Straßenschildern, Baum gesäumten Alleen, weiß getünchten Kolonialgebäuden und farbenfrohen buddhistischen Tempeln an jeder Ecke, ist die Stadt Sinnbild für das Aufeinandertreffen von Ost und West und zugleich Ausgangspunkt unserer Laos Erkundungsreise.

Ungewöhnlich für eine südostasiatische Stadt erscheint uns vor allem der kaum als solcher zu bezeichnende Straßenverkehr. Es ist selbst an gewöhnlichen Arbeitstagen so ruhig, dass uns Vientiane nach dem hektischen Trubel in Yogya wie ein etwas zu groß geratenes Dorf erscheint. Offenbar bevorzugen die Einwohner sowieso Tuk Tuks, Mopeds oder Fahrräder, denn kommt es zu den Stoßzeiten doch mal zu kurzen Staus, sitzen in den seltsam neuen SUVs meist Farangs (sprich „Falang“; Spitzname für nicht-asiatische Menschen) am Steuer. Schrottkarren gibt es wohl nicht in diesem Land.

Wenn die Sonne abends glühendrot in den Mekong eintaucht, dazu die Hammer-und-Sichel Fahne des Kommunismus sanft im Abendrot tänzelt, fühle ich mich wie aus der Zeit gefallen. An der Flusspromenade führt eine sozialistisch getrimmte Körperertüchtigungsexpertin zu wummerndem Bass wilde Tanzschritte vor, die im Westen der 1980er Jahre unter dem Stichwort Aerobic eine ganze Generation ins Schwitzen brachten.
Hier stimmen erst zehn, dann zwanzig, dann unzählige Anhänger der Popgymnastik in den rhythmischen Tanz mit ein, bis die ganze Uferpromenade wie einst zur Loveparade in Berlin ihre Hüften schwingt. Auch ein paar Touris machen mit. Nein, nicht wir. Wir sitzen auf der Dachterrasse der beliebten Bor Pen Nyang Bar, wippen mit den Füssen und trinken das überzeugend leckere Beer Lao, eine laotische Institution, wenn man so will, und betrachten die Szenerie von oben.

Gleich neben den zappligen Tänzern bauen Händler gemächlich ihre Stände für den Nachtmarkt auf. Was auf den ersten Blick wie ein schreiender Gegensatz wirkt, zeigt die friedliche Koexistenz laotischer Extreme.

Dass die Laoten ihren ganz eigenen Kopf haben bei der Verwirklichung ihrer Vorstellungen von Moderne, zeigt sich eindrucksvoll am Patouxai. Das Siegestor wurde 1962 nach seinem Vorbild auf dem Place Charles de Gaulle in Paris zum Gedenken an die Toten des Unabhängigkeitskrieges errichtet.
Der verwendete Zement stammt aus einer Spende der Amerikaner, die damit eigentlich den Bau eines neuen Flughafens unterstützen wollten. Dieser unverhoffte Zementsegen wurde allerdings kurzerhand für einen neuen Prunkbau umdisponiert. Weil das Ergebnis am Ende dann doch nicht so elegant ausfiel wie erhofft, erhielt das Werk ganz offiziell den Kosenamen „Betonmonster“. Von seiner Spitze bietet sich ein herrlicher Ausblick über Vientiane. Ich finde es immer ganz hilfreich, gleich in den ersten Tagen an einem neuen Ort den höchsten Punkt zu besuchen, weil ich mich so besser orientieren kann.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch der “Buddha Park” Xieng Khuan etwa 28 Kilometer südlich der Stadt. Der Park wurde 1958 von einem Mönch namens Luang Pu Bunleua Sulitat als Spirit City gegründet, um Buddhismus und Hinduismus sichtbar miteinander zu verknüpfen. Darin finden sich über 200 teil sehr bizarre Statuen von Göttern, Dämonen und anderen Figuren. 1975 flüchtete Sulitat mit tausenden weiteren Laoten vor den Pathet Lao nach Thailand. Gleich auf der anderen Seite des Mekong baute er später einen weiteren Buddha-Park.

Mit dem Nachtbus verschlingen wir die 339 km nach Luang Prabang. Als gelte es einen Rekord zu brechen, wirft sich der Bus schnaufend in jede noch so scharfe Kurve und wirbelt seine liegenden Insassen und Gepäck umher. Ich kann nicht gerade behaupten, bei der zwölfstündigen hin und her Schaukelei friedlich schlafen zu können. Doch wir wollten es ja wie anständige backpacker auf die harte, weil günstigste, Tour.

Im Morgengrauen schälen sich schroffe Karstberge aus dem Nebel. In weiches Licht gehüllt wirken sie wie zarte Riesen, die sich den Traum aus den Augen wischen. Allein für diesen Anblick lohnt sich die anstrengende Bustour! Morgens um sechs schiebt sich schließlich der erschöpfte Reisebus in den Busbahnhof der alten Königsstadt Luang Prabang. Schnell umringen uns tüchtige Tuk Tuk Fahrer, schnell verhandeln wir den Preis und ebenso schnell sausen wir in die Innenstadt.

Über dem Mekong wabern schwere Nebelschleier, die der Stadt eine mystische Atmosphäre verleihen. Wir sitzen bei einer heißen Tasse Café Lao am Mekong und frösteln. Es ist empfindlich kühl hier oben im Norden. Das Hotelzimmer ist noch nicht bereit, deshalb sitzen wir auf der Terrasse und beobachten, wie die Stadt erwacht.

Einen solch gigantischen Fluss wie den Mekong hatte ich mir viel reißender vorgestellt. Fischerboote gleiten in den sanften Fluten vorbei. Ein junger Mann tritt auf die Bohlen, bückt sich und putzt seine Zähne mit einer Kelle Flusswasser. Ein kleiner Mischlingshund mit übergestreiftem Hemdchen passiert vor einer Mopedfahrerin mit Mickey-Mouse-Ohrenschützern die Straße. Leise lächelnd huschen Mönche in ihrer traditionellen orangen Kutte vorbei und verschwinden im Irgendwo. Ich frage mich, ob ich im Bus doch einen schönen Traum gefunden habe.

Sobald wir unser Gepäck verstaut haben, schütteln wir alle Müdigkeit ab, denn jetzt gilt es, dieses Juwel zu erkunden. Mit seinem milden Klima und den europäisch angehauchten Häusern erinnert mich Luang Prabang an Frankreich oder die Schweiz. Sobald wieder ein knallbuntes Tuk Tuk vorbei flitzt, ist der Eindruck verflogen.

Das Stadtzentrum wird durch den Mekong und einem seiner Nebenflüsse, dem Nam Khan, umarmt und befindet sich somit auf einer Halbinsel. Es dauert nicht lange, bis wir feststellen, warum die Stadt dem UNESCO Weltkulturerbe angehört. Bei unserem Spaziergang durch die Straßen unter der Morgensonne lugen immer wieder goldene Tempelspitzen der zahlreichen Wats (Tempel) hervor. Das frische Grün der üppigen Bäume kontrastiert fröhlich mit dem auffälligen Orange der unzähligen Mönche, die hier ihre Tradition noch ausleben. Der berühmteste Tempel der Stadt, Wat Xieng Tong, hat eine geheimnisvolle Anziehungskraft. Man muss kein Buddhist sein um die Magie des Ortes zu spüren.

Bei Sonnenaufgang versammeln sich hier die Mönche zur täglichen Almosenzeremonie. Sie ziehen gemeinsam los und geben damit der Bevölkerung die Gelegenheit, durch eine Essensspende etwas Gutes zu tun, um im nächsten Leben vielleicht eine bessere Chance auf das Nirwana zu haben. Im laotischen Theravada-Buddhismus haben sonst nur Mönche diese Chance. Ich finde den Ansatz gut, dass der Buddhismus nur den Gott anerkennt, der in jedem Einzelnen selbst ruht. Seine Weisheitslehre zu verstehen heißt, den schlafenden inneren Gott zum Leben zu erwecken. Irgendwie ein schöner Gedanke.
Die Zeremonie ist leider ein bisschen zur Touristenattraktion verkommen. Wir sind aber extra früh aufgestanden und haben die touristenleere Tempelanlage ganz für uns.

Wir wollen aber nicht nur Sehenswürdigkeiten im Herzen der Stadt bewundern, sondern auch ein bisschen die Umgebung erkunden. Daher unternehmen wir eine zweitägige Trekkingtour mit homestay in einem Dorf in den Bergen. Die Tour ist relativ teuer, doch wir erfahren, dass fünfundzwanzig Prozent davon an die Dorfbevölkerung geht, damit sie auch ein wenig von ihren Besuchern profitieren.
Die Wanderung des ersten Tages beginnt wieder in aller Frühe. Wir treffen uns mit unserem Guide Onchanh, der dem Volk der Hmong angehört, wie wir später erfahren. Mit ihm setzen wir in einem schmalen Einbaum über den Nam Khan und marschieren an Wasserbüffeln vorbei los.

Wir besuchen drei Dörfer indigener Volksgruppen. Das erste Dorf erreichen wir nach etwa zweieinhalb Stunden. In Houy Nock, einem Dorf der Khmu, legen wir unsere Mittagspause ein. Umringt von neugierigen Kindern verzehren wir unsere in Bananenblätter eingewickelte Reis-mit-Gemüse-Ration. Mit großen Augen beobachten die Kleinen, wie mein Liebster sich danach eine Zigarette dreht. Das ist ihnen anscheinend neu.
Onchanh erläutert uns, wie sich die Volksgruppen verteilen. Die Hmong leben oben in den Bergen, in der Hochebene die Khmu und am Flussufer des Tales die Lao. Ich kann Onchanhs Erläuterungen allerdings nur mit halbem Ohr verfolgen, da die Kinder kichernd an meinen Haaren zupfen und an meinem T-Shirt nesteln. Während ich sie nun meinerseits zu kitzeln versuche und sie vortäuschen, davonzulaufen, ruft Onchanh zum Aufbruch.

Als wir aus dem Dorf heraus wandern, sehen wir im Vorbeigehen eine Reihe an Stöcken aufgespießter Tiere. Wie sich herausstellt, handelt es sich um fette Ratten, die hier zum Trocknen hängen. Vorsichtshalber behaupte ich, dass wir Vegetarier seien, um Onchanh davon abzuhalten, uns diese Delikatesse für’s Abendessen mitzunehmen. Jetzt verstehe ich auch, warum die Kinder sich so für unser Mittagessen interessierten.

Nach drei Stunden Fußmarsch, bergauf durch den dichten Dschungel, lichtet sich der Wald. Wir sind in Long Kodk angekommen, einem Dorf der Hmong. Vor uns liegen ein paar Hütten, dicht gebaut an einen kleinen trüben See. Schwer vorstellbar, doch diese braune Kloake dient dem Dorf als einzige Wasserversorgung. Schweine suhlen sich quiekend darin. Auch wenn das Wasser vor der Verwendung abgekocht wird, finde ich es verstörend, dass hieraus wirklich das ganze Dorf seinen Wasserbedarf stillen soll. Auch die Wäsche wird darin gereinigt. Aus hygienischen Gründen -um das Wasser „rein“ zu halten- berichtet uns Onchanh, dürfen Frauen an ganz bestimmten Tagen im Monat nicht an die Wasserstelle. Ich habe Durst, doch ich schäme mich, mein frisches Wasser aus der Plastiktasche aus meinem Rucksack hervor zu zaubern und trinke jetzt lieber nicht.

Kinder in abgetragenen T-Shirts, die aussehen wie Wohlstandsmüll aus der Altkleidersammlung, unterbrechen ihr Spiel und kommen uns neugierig entgegen. Mütter mit Kleinkindern im Arm treten hervor und bauen rasch an Holztischen kleine Verkaufsstände am Wasserloch auf. Onchanh erklärt uns, dass alle arbeitsfähigen Dorfbewohner am Tage außerhalb des Dorfes tätig sind. Um ihr Einkommen aufzubessern, bieten daher die daheim gebliebenen Frauen und Kinder selbstgemachte Taschen, bestickte Tücher und Armbänder an. Weil wir niemand übervorteilen wollen, kaufen wir an jedem Stand eine Kleinigkeit. Obwohl wir damit nur einen kleinen Beitrag leisten, strahlen die Gesichter vor Freude und Dankbarkeit. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch wandern wir weiter.

Nun befinden wir uns inmitten des Karstgebirges und es ist wirklich atemberaubend. Auf die Entfernung wirken die Berge wie eine chinesische Tuschezeichnung. Der tiefblaue Himmel bereitet den steinernen Giganten in verwaschenen Grautönen eine Bühne. Ich stehe einen langen Moment bewundernd da, ehe ich mich wieder Onchanh zuwende. Er hat in der Zwischenzeit eine Flöte aus einem dünnen Bambusrohr gebastelt und spielt darauf eine kleine Melodie.

Schließlich gelangen wir zu unserer Endstation in Houy Fri, wo wir inmitten einer Khmu Ansiedlung vor beeindruckendem Bergpanorama die Nacht verbringen wollen. Hier bereitet uns Onchanh eine kräftige Gemüsesuppe zu, dazu Bohnen und den obligatorischen Klebreis. Gut, dass wir heute Vegetarier sind, sonst hätte es zu Abend vielleicht Ratte am Spieß gegeben…
Kaum ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden, erscheint ein überwältigender Sternenhimmel am Horizont. Da es hier im Dorf keinerlei Laternen oder andere ablenkende Beleuchtung gibt, wirken die Sterne zum Greifen nah. Dies ist einer dieser unvergesslichen Momente, der mich immer an dieses Dorf erinnern wird.

Nach einer kühlen Nacht in einem der traditionellen Holzpfahlbauten und einem schnellen Frühstück aus Reis starten wir zeitig zur nächsten Etappe. Wir wandern an einem herrlichen Wasserfall vorbei wieder zurück zum Nam Khan. Hier steigen wir in ein Kanu und lassen uns auf dem breiten Fluss heimwärts nach Luang Prabang treiben, Onchanh im eigenen Kanu voran. Eigentlich ist die Fahrt ganz einfach, nur an den Stromschnellen wird es etwas knifflig. Prompt kippen wir auch an einer etwas steileren Stelle ins Wasser. Aber wir halten tapfer unser Boot fest, schwingen uns wieder rein und setzen die Heimreise fort. Leider haben wir vergessen, uns vollständig mit Sonnencreme einzureiben, was uns einen grandiosen Sonnenbrand am Schienbein beschert. Als wir uns später erschöpft aus unseren nassen Klamotten schälen, sehen wir aus wie Zebras und lachen über unsere bleibende Erinnerung.

Abstecher nach Vang Vieng: Mountain bike fahren, Landschaft und Berge bewundern

Das sportliche highlight in Thakhek: Klettern!
Ähnliche Erfahrung wie beim Tauchen, nur aus umgekehrter Perspektive. Wo wir uns beim Tauchen über unsere ersten 20 Meter gefreut haben, sind wir jetzt nach 30 Metern Aufstieg euphorisch. Kichernder Adrenalinkick!

Ich habe mich in die Berge verliebt!

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Yogyakarta

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Moped fahren in Yogyakarta ist wie in einem Videospiel. Von allen Seiten, rechts und links, strömen knatternde Fahrzeuge ohne Seitenblick auf die Fahrbahn. Hupend vertrauen sie darauf, nicht angefahren zu werden. Auch auf unserer Fahrbahn kommen uns weitere Mopedfahrer mit am Lenkrad befestigten Hühnern und Kippe im Mund entgegen. Junge Mütter klemmen ihre Kleinkinder, kaum können sie stehen, zwischen die Beine, damit sie mit ihren kleinen Händen den Lenker greifen können, während sie mit ihrem freien Ärmchen vergnügt kreischend anderen Verkehrsteilnehmern hektisch zuwinken.

Auf die Frage, ob es in Yogya eigentlich Verkehrsregeln gibt, heisst es: Der Größte fährt zuerst. Mit dieser Losung fliesst der Verkehr überraschend flüssig dahin, auch wenn es auf den ersten Blick mehr als chaotisch erscheint, wie sich hier Auto an Auto, Kleinlaster an Bus und Moped und bejak und Fahrräder aneinander reihen.

Aufgrund einer verfehlten Verkehrspolitik der indonesischen Regierung stauen sich an den Ampeln der Hauptstrassen Hunderte, ach, Tausende Fahrzeuge. Auch auf den kleinen Inseln macht der Fortschritt nicht halt. Vor jeder Hütte mindestens ein Moped. Nicht selten sieht man minderjährige Jungs zu dritt auf einem motorbike, gerade gross genug, irgendwie steuern zu können. Motorisierte Zweiräder sind definitiv das beliebteste, weil günstigste, Transportmittel.  Damit wird vom Schwein bis zum Schrank wirklich alles befördert.

Wohl wissend um den Transporthunger ihrer Millionen Einwohner und auf Steuereinnahmen schielend, fördert die Regierung den Individualverkehr und vernachlässigt dabei die durchaus existierenden öffentlichen Verkehrsmittel. So kostet eine Fahrt mit einem schrammeligen Bus keine fünfzig Cent. Wer den Mut aufbringt, in eines der spektakulär günstigen Fahrzeuge zu steigen nimmt in Kauf, dass das rostige Gefährt oftmals nur noch durch die Farbe auf der Karosserie zusammen gehalten wird – und unterläuft damit sogar noch die Preise für die spottbilligen becaks, wie sich die Fahrradtaxis hier nennen. Da die Busse nur in der Innenstadt halbwegs zuverlässig verkehren, sind die Bewohner selbst bei gutem Willen dennoch auf eigene Fahrzeuge angewiesen, wollen sie nicht für eine Fahrt ins Zentrum drei Stunden Lebenszeit verschwenden. Daher bringt es eine siebenköpfige Familie mitunter auf ebensoviele Autos. Kein Wunder, dass die Luft von Motorengeräuschen schwirrt und mich der hohe Kohlenmonoxid-Gehalt schläfrig macht.

In einer ruhigen Seitenstrasse haben wir dank Insidertipp von Nicola inmitten der hektischen Stadt eine kleine Oase zum Entspannen gefunden: das ViaVia guesthouse.

Das ViaVia bietet seit 1994 sanften Tourismus für verantwortungsvolle Reisende. Damals traf sich eine Gruppe von belgischen Vielreisenden, die sich Gedanken um den zunehmend negativen Effekt des Massentourismus auf Umwelt und Einheimische machten. Sie tauschten Ideen aus, wie man nachhaltigen Tourismus und einen respektvollen Umgang mit Natur und Kultur verbinden könnte. Daraus entstand das ViaVia, mit dependancen in mittlerweile elf verschiedenen Ländern. Teil des ViaVia Konzepts ist es, ganz gezielt Mädchen und Frauen einzustellen, da diese im öffentlichen Leben (nicht nur in der Tourismusbranche) stark unterrepräsentiert sind. Dazu gehört auch, sie mit Englisch Weiterbildungskursen zu fördern. Davon konnten wir bereits profitieren.

Am Morgen vor unserem ersten Trip kamen wir vor dem ViaVia mit netten Mädels ins Gespräch, die sich dann überraschend als unsere guides entpuppten. Hinter der  souveränen Fahrerin auf dem motorbike sitzend und durch kleine Anekdoten gut unterhalten, düsten wir durch die vollgestopften Strassen.

Damit wurden wir auch noch ganz unverhofft zu Baumpaten. Denn nach jeder Tour, die mit dem Auto oder Moped unternommen wird, pflanzen die ViaVia Umweltaktivisten einen Baum zum Ausgleich. Dafür gibt es dann einen Pluspunkt für’s Karma und ein trees4tours-Zertifikat.

Um den vorbildlichen ViaVia Ansatz abzurunden, gibt es im guesthouse selbstgemachte fair trade Produkte wie Seifen, Taschen oder Spielsachen. — Übrigens wurde ich vom ViaVia nicht gesponsert, diese Lobeshymnen zu verfassen, ich bin einfach nur begeistert.

Einmal im Monat veranstaltet das ViaVia eine Ausstellung, in der regionale Künstler zum ersten Mal die Gelegenheit einer Einzelausstellung erhalten. Bei einer dieser Veranstaltungen habe ich den Illustrator Resatio kennen gelernt, und spontan das Bild „Rejuvenate“ gekauft. Ich freue mich jetzt schon darauf, der abgebildeten jungen Dame einen Ehrenplatz in unserer Wohnung zu verschaffen.

Rejuvenate

Rejuvenate

Von unserer kleinen Oase aus haben wir zu Fuss die Stadt erkundet, unsere Trips zu den hidden temples und den berühmten Tempeln Borobudur und Prambanan gestartet, eine zweitägige Wanderung zum Mount Merapi unternommen, dem gefährlichsten Vulkan der Welt, und ein Waisenhaus am Rande der Stadt besucht.

Das Waisenhaus HAMBA beherrbergt Kinder, die eigentlich Eltern haben, aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht dort leben: Strassenkinder finden hier Geborgenheit, Erziehung und Unterricht. In Kleingruppen von max. 10 Personen leben Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren mit einer Erzieherin in jeweils einem der sieben Häuser in Familienstruktur. Mit nur fünf Monaten wird die jüngste Bewohnerin Mela zwischen ihren quasi Geschwistern behutsam herum gereicht.

Nach einer Willkommensrunde nahm mich ein aufgeschlossener kleiner Junge namens Andi bei der Hand und forderte zum Murmelspiel auf. Das funktionierte auch ohne Worte und obwohl ich die Regeln nicht verstand, hatte ich anscheinend einmal gewonnen. Dies verschaffte uns eine Einladung zum Abendessen in einer Familie und wurde für uns alle zum freudigen Abschluss des Besuchs.

Ein Haus hat eine besondere Geschichte. Dort lebte Sara, ein junges Mädchen mit einer wunderschönen Stimme. Es verbrachte nur einige wenige Monate im Heim, denn ihren Eltern fiel irgendwann auf, dass sie vormals gutes Geld damit verdient hatten, das Mädchen auf der Strasse singen zu lassen und holten sie wieder ab. Weil sie wirklich aussergewöhnlich gut war, brachte es Sara mit ihrem Gesang zu bescheidenem Wohlstand und vermachte diesen später an das Waisenhaus. Ihr zu Ehren prangt im „Haus Sara“ eine grosse schwarz-weiss Fotografie mit ihrem Konterfei.

Das Projekt wird von einer holländischen Stiftung unterstützt und von deutschen Privatleuten mit Einzelspenden finanziert. Auch lokale Gelder fliessen zum Erhalt mit ein.

Insgesamt hatten wir einen sehr entspannten Aufenthalt in Yogyakarta bzw. Yogya, so die liebevolle Abkürzung. Zwischendurch hatte uns allerdings ein Erdbeben aus unserem gemütlichen Trott gerissen. Heftig wurden wir daran erinnert, dass Indonesien ja auf dem Pazifischen Feuerring liegt, wo mehrere Kontinentalplatten aneinanderstoßen. Diese sind ständig in Bewegung und lösen so Erdbeben oder Vulkanausbrüche aus. Nach einem kurzen Schreckmoment haben wir uns aber schnell wieder beruhigt und uns erst mal ein schönes kühles Bintang aufgemacht. So ist halt das Leben in Indonesien.

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Anmerkungen zu den Fotos:

Kein Yogya ohne Batik, denn hier ist die kulturelle Hauptstadt (nicht nur) der Batikkunst Indonesiens. Wir hatten auch die Gelegenheit, beim Entstehungsprozess einiger Werke dabei zu sein.

Als wir den Borobudur Tempel besichtigen wollten, kam eine Horde Schulkinder angestürmt, um mit uns Englisch zu üben und Erinnerungsfotos zu schiessen. Danach sollten wir kurze Bewertungsbögen ausfüllen und darauf unterschreiben. Weil wir so freundlich mitgemacht haben, bedrängten uns immer mehr Schüler — gefühlte tausend Kinder und Autogramme später haben wir es dann auch zum Tempel geschafft. So oft wie in Yogyakarta bin ich noch nie im Leben fotografiert worden. Meine fünfzehn Minuten Ruhm sind damit abgehakt.

Der riesige Markt Baser Beringharjo in Yogyas Innenstadt bietet Batik-Stoffe, Klamotten, Haushaltswaren und Lebensmittel in allen Formen und Farben, Gerüchen und Gestalten feil.

Prambanan ist ein weiterer must-see Tempel, der ebenso wie der Borobudur zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Weil einer der Türme einsturzgefährdet ist, tragen alle Besucher einen witzigen Helm.

Das traditionelle Schattenspiel Wayang Kulit ist weit über die Grenzen Indonesiens bekannt. Leider droht die Tradition auszusterben, da willige Nachfolger aus der jungen Generation fehlen.

Zeitung lesen findet in Yogya häufig noch auf der Strasse statt: die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung im öffentlichen Aushang.

Ich hab’ noch einen Koffer in KL

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Mittlerweile sind es sogar zwei – einer von mir, einer von meinem Liebsten. Wir haben in „unserem“ Hotel in Kuala Lumpur unsere temporäre homebase errichtet, wo wir während unserer Reisen nach Yogyakarta, Laos und Pulau Weh unsere Koffer abstellen können. So sind wir als backpacker nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Denn nach wie vor befinden wir uns ja auf der Rückreise von Australien nach Europa und obwohl wir bereits kistenweise Sachen mit der Post voraus geschickt haben, gibt es doch noch einige Klamotten, auf die wir nicht verzichten können. In KL ruhen wir uns von der letzten Reise aus, packen unser Gepäck um und ziehen weiter.

Im Moment sind wir gerade wieder auf unserer Taucherinsel. Gestern angekommen, haben wir heute gleich einen ersten Tauchgang unternommen. Und es war wunderschön! Mit dem Internet ist es hier wie mit seltenen Fischen – man muss Glück haben, sie (es) zu erwischen. Daher weiss ich noch nicht, wann ich den nächsten Reisebericht online stellen kann. Aber ich hab noch ein paar Geschichten im Gepäck 🙂


Hier noch ein paar Impressionen von KL city. Es gibt hier auch eine Monorail, so wie in Sydney, wobei diese allerdings nach 30 Jahren den Dienst eingestellt hat (wir hatten noch das Glück, mitfahren zu können). Das System funktioniert einfach und gut. Man kauft sich für umgerechnet etwa dreissig bis fünfzig Cent einen Chip, schiebt ihn zum Öffnen einer Schranke über einen Scanner, fährt bis zur gewünschten Haltestelle und steckt ihn dann beim Verlassen der Haltestation in einen Schlitz, womit sich dann wieder eine Schranke öffnen lässt. So vermeidet die Stadt unnötiges Papier für Tickets und zugleich Schwarzfahrer. Finde ich eigentlich eine ganz praktische Idee.

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Abtauchen

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Ein gewöhnlicher Tauchgang beginnt mit dem Überstreifen des Neoprenanzugs und Überprüfen der Ausrüstung an Land. Während der Ausbildung muss man seinen Lungenapparat und BCD (buoyancy control device), also die Unterwasserweste, noch selbst zusammen bauen und auf das Boot schleppen. Als zertifizierter open water diver wird dies alles an Bord gebracht. Auch wenn wir dem Lumba Lumba Team vertrauten, wollten wir die überlebenswichtige Ausrüstung dennoch lieber vorher prüfen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Oder, wie es so schön heisst I’d rather be safe than sorry.  So machen das alle Taucher.

An Bord gibt es vom begleitenden Unterwasserführer eine kurze Übersicht über den zu erwartenden Tauchgang. Wohin wir tauchen und was es zu beachten gilt. Wie stark die Strömung ist, welche besonderen Fische wir voraussichtlich sehen werden, wie lange und tief wir tauchen werden. Und wer mit wem im buddy system taucht. Denn unter Wasser braucht jeder einen Tauchpartner, der auf einen aufpasst und im Notfall auch Luft spenden kann. Mein buddy ist natürlich mein hubby 😉 Das buddy system eignet sich übrigens auch gut an Land.

Dann fährt uns das Boot an die betreffende Stelle und wir schnallen den Gewichtsgurt um, ziehen uns die Masken über, stecken die Flossen fest und hopsen ins Wasser. Das funktioniert wirklich genau so, wie man es aus Filmen kennt: mit der kompletten Ausrüstung am Rand des Bootes sitzen und auf drei rückwärts ins Wasser werfen. Man macht automatisch einen Salto rückwärts im Wasser und taucht wieder auf. Dann Blickkontakt mit den anderen Tauchern herstellen und auf ein Zeichen geht es runter. Uhh, aufregend. Ich hatte bisher jedes Mal Herzklopfen beim Abtauchen.

Unter Wasser verständigen wir uns in Tauchersprache, also durch Zeichen, geben uns das OK Signal und los geht’s.

okEs ist wie eine Unterwasserwanderung. Der guide schwebt voran, wir hinterher. Anfangs hatten wir noch mit Koordinierung, Atmung und Orientierung zu tun, doch das legt sich nach einer Weile. Dann beginnt das Unterwasserabenteuer. Je stärker die Strömung, desto dichter müssen wir am Grund bleiben. Daher kann es schon mal vorkommen, dass wir tiefer gehen als eigentlich erlaubt. Wir open water diver dürfen nämlich eigentlich nur auf 18 Meter runter. Tatsächlich waren wir aber schon auf 23.1 Meter. Für mich ist das immer noch unglaublich.

Wenn man so tief unten ist und dann die Sonne von oben herunter strahlt, die Fische, die Korallen und Seeanemonen farbenfroh leuchten, dann versteht man die Schwärmerei der anderen Taucher. Auf einmal sind wir mittendrin und sehen die Welt buchstäblich von einer anderen Seite. Es ist wirklich unbeschreiblich. Hinter und neben uns eine dunkelblaue Wand aus Wasser. Dazwischen dunkle Schatten größerer Gestalten. Vielleicht Haie? Oder Schildkröten? Unter uns das Korallenriff. Über uns Luftblasen und Sonnenstrahlen. Und wir genau dazwischen: wir gleiten durch ganze Schwärme kleiner, grosser und bunter Fische. Unmöglich, alle Fische aufzuzählen, die uns hier begegnen. Einmal drehte ich mich nach hinten um und als ich wieder nach vorne sah, hatte ich einen dunkelvioletten Octopus direkt vor meiner Maske. Ich habe vor Schreck einen kleinen Satz nach oben gemacht, konnte mich aber wieder fangen und habe meinen Weg fortgesetzt.

Hier nur eine winzige Auswahl der Fische eines Tauchgangs. Angefangen mit meinem Lieblingsfisch, dem Emperor Angelfish Juvenile. Ich wusste gar nicht, dass die jungen Fische ganz anders aussehen, als ihre grossen Artgenossen. Diese hier sind als Kinderfische blau, wenn sie gross sind, werden sie gelb gestreift. Wunder der Natur….

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Noch ein Wort zum Lumba Lumba Diving Centre: phantastisch! Die Tauchlehrer und alle Mitarbeiter sind super nett, geduldig und freundlich. Und die Anlage liegt wunderschön inmitten eines Palmenhains direkt am Strand, idyllisch eingebettet in das dörfliche Treiben in Gapang. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Tauchkurs zu belegen, ist hier genau richtig. Die gemütlichen Bungalows bieten neben Hängematte mit Blick auf das Meer auch eine warme Dusche – nach einer Stunde im Wasser sehnt man sich schlotternd auf dem Boot sitzend nach nichts anderem. Absolut empfehlenswert!

Lumba Lumba heisst übrigens Delfine. Bei unserer Abreise von der Insel haben wir auf der Fähre zurückgeschaut, da tauchte eine Formation fröhlich auf und ab hüpfender Delfine auf. Es schien, als winkten sie zum Abschied. Unvergesslich schön.

diving

Retrospektive

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Ein aufregendes, anstrengendes, manchmal enttäuschendes, vielfach überraschendes, sehr lehrreiches und gutes Jahr in unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen liegt hinter mir. Für alle, die mit mir noch mal rekapitulieren wollen, hier eine knappe Zusammenfassung:

Zunächst die wunderbare Silvesterfeier in Berlin mit Eis und Schnee und Feuerwerk und einem Großteil unserer Nias Familie. Noch zu Beginn des Jahres musste ich mich mit meinem Chef in Berlin rumschlagen, erschwert durch die angespannte Hoffnung, ob die Idee mit Sydney umgesetzt werden könnte. Kurz vor Abflug ausgiebiges Abschiednehmen im nicht enden wollenden Winter, abgerundet durch einen kurzen Abstecher nach Zürich.

Schließlich der hoffnungsvolle Aufbruch nach Australien, wo gerade der Herbst anbrach. Gleich den Vorteil der Nähe zu Ozeanien ausnutzend Freunde im tropischen Papua-Neu Guinea besucht. Dann quälende Monate des Wartens im australischen Winter auf das Arbeitsvisum und anschließend die deprimierende Suche nach einer bezahlbaren und angenehmen Wohnung in Sydney. Dazwischen der Kellereinbruch in Berlin mit der überstürzten Heimreise, um die nötigen Dinge zu klären. Der plötzliche ultrakurz-Heimaturlaub mit Berliner Sommermärchen hat uns glücklich und traurig zugleich gemacht.

Zurück in Sydney die schleichende Erkenntnis, dass wir uns das Leben dort anders vorgestellt haben. Im hiesigen Frühling und Sommer Kurzbesuche nach Adelaide. Zwischendurch die ersten Sommerbuschbrände in Sydney erlebt. Trotz ausgiebiger Erkundungen Sydneys erfolgte dann doch die Entscheidung, uns dem aufwändigen Lebensstil nicht anpassen zu wollen.

Letztlich mit einem one-way-ticket Abflug ins sommerliche Kuala Lumpur und uns dort in „unserem“ Hotel für die weitere Reise sortiert. Zum Jahresausklang nun ganz unverhofft wieder in Indonesien mit monsunartigen Regenfällen in Sabang. Plötzlich Tauchkurs: Abtauchen in Gapang. Noch zu Jahresanfang hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt jemals Tauchen würde und doch haben wir gerade unseren open water Tauchkurs abgeschlossen – und bestanden 🙂

Nun das neue Jahr begehen mit den Freunden aus der Nias Familie, die bei der Silvesterparty in Berlin nicht dabei sein konnten.Vielen Dank an alle, die mich während der Reise virtuell begleitet haben!

Ich freue mich auf ein Wiedersehen, auch wenn ich noch nicht genau sagen kann, wann wir wieder in Deutschland sein werden.

Frohes Neues!

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Tsunami Day

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Hier auf der Insel Pulau Weh, bei den Indonesiern genannt Sabang nach einem indonesischen Lied und gleichzeitig Hauptstadt der Insel, wurde heute an den Tsunami vor neun Jahren erinnert.

Daher gab es heute Morgen weder Tauchgänge, noch fuhr die hiesige Fähre von Balohan rüber nach Banda Aceh und auch sonst waren jegliche Aktivitäten eingeschränkt. Die Insel ist seinerzeit relativ glimpflich davon gekommen, wenn auch die Flutwelle insbesondere hier am Strand von Gapang massive Schäden angerichtet hat. Erst schwoll das Wasser innerhalb sehr kurzer Zeit bis zu 6-7 Meter über den normalen Stand an und riss die am Strand stehenden Bäume, Hütten und Gebäude nieder. Mit dem sich zurückziehenden Sog wurden hier im Tauchzentrum selbst so schwere Gegenstände wie die Pressluftstation für die Tauchtanks fortgerissen. Es gab zum Glück nur wenige Opfer zu beklagen. Denn die Einheimischen wissen, dass eine riesige Welle auf sie zukommt, wenn sich das Meer plötzlich mehr als 2 Meter zurückzieht, so wie es damals war. Deshalb haben es die meisten rechtzeitig geschafft, sich auf den höher gelegenen Teil der Insel zu flüchten. Nach dem ersten schweren Beben gab es noch weitere aftershocks. Diese wurden laut Augenzeugenberichten angekündigt vom Bellen der Hunde, die jeweils einige Sekunden vorher schon das Beben gespürt hatten.

In Banda Aceh erinnerte heute ein Gottesdienst an die Toten, im Anschluss wanderte eine Prozession zum Massengrab. Die Wiederaufbauprojekte sind mittlerweile abgeschlossen, dennoch befinden sich noch einige wenige NGOs in Aceh, vor allem lokale.

Obwohl ich Weihnachten 2004 friedlich mit meiner lieben Oma verbracht habe, fühle ich dem Ereignis stark verbunden. Nicht zuletzt durch meine Tätigkeit für ein Wiederaufbauprojekt auf Nias (Indonesien), wo ich 2007-2008 gearbeitet und meine Nias Familie kennen gelernt habe. Seit dieser Zeit weiss ich, wie es sich anfühlt, Erdbeben zu erleben und habe großes Mitgefühl mit allen, die so etwas durchmachen mussten.

Pulau Weh

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Die tosende Brandung kracht donnernd an den Strand vor unserer Hütte. Bei Tagesanbruch nur übertönt durch den Singsang des Muezzin, der zum Morgengebet ruft und den knatternden Fischerbooten, die zum Tageswerk aufbrechen, lullt mich das monotone Brausen in einen tropischen Tagtraum. Wir sind auf Pulau Weh, einer Insel nordwestlich von Banda Aceh, am westlichsten Zipfel Indonesiens. Hier liegt auch der geographische Nullpunkt des riesigen Landes. Pulau heisst übrigens Insel.

Vor sechs Jahren waren wir schon einmal hier, bei Freddy, unserem südafrikanischen Gastgeber, und es fühlt sich ein wenig an wie Nachhause kommen. So exotisch und doch so vertraut. Mir fallen einige indonesische Wörter und Redewendungen wieder ein, so dass wir auf indonesisch-englisch radebrechen können. Die Einheimischen freuen sich. Wir auch.

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter. Ich baumle in unserer Hängematte beim LumbaLumba Diving Centre. Wir haben hier einen Tauchkurs begonnen und waren schon auf 12,5 Meter. Faszinierend! Aber auch nicht zu unterschätzen, der Kurs ist überraschend anstrengend. Dennoch haben wir heute unser schriftliches Examen bestanden, jetzt fehlt nur noch die Tauchprüfung. Die muss aber noch warten, da wir uns leider erkältet haben. Selbst bei 28°C Wassertemperatur ist es nach einer Stunde im Wasser ganz schön kalt. Ich habe aber trotzdem heute weiter geübt und kann jetzt ohne Maske tauchen, ohne dass mir Wasser in die Nase läuft. Man lernt nie aus 🙂

Nachdem auch hier das Internet immer wieder ausfällt, wird es heute schwer, Fotos hochzuladen, das mache ich aber noch.

Jetzt wünsche ich Euch allen frohe Weihnachten und schon mal ein glückliches, erfolgreiches und gesundes neues Jahr. Besonders den Familien, die sich auf Nachwuchs freuen 🙂 Bei uns gibt es heute Abend ein ganz „exotisches“ Weihnachtsessen: Pizza 🙂

Adelaide

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BirthdayMeinen Geburtstag habe ich dieses Jahr in Adelaide verbracht. Wir waren im Juni schon mal dort, um mit unserer lieben Freundin Ilda, die hier mit Dave lebt, ihren Jubeltag zu begehen. Nun haben wir sogar ein weiteres Mal im selben Jahr Geburtstag zelebriert, was ein besonderes Ereignis darstellt, da wir bis auf Nias nie gleichzeitig in einem Land gelebt haben. Daher war die Freude auf die gemeinsame Zeit umso größer. Noch dazu, wo Ilda vor einer grossen Aufgabe steht und für die nächsten Monate auf den Philippinen arbeiten wird.

Adelaide ist eine am Meer liegende großflächige Millionenstadt (1.158.259 Einwohner auf einer Fläche von 1.826,9 km²; Berlin: 3.375.222 Einwohner auf 891,82 km²) und Hauptstadt des Bundesstaates Südaustralien. Der Staat nennt sich wegen seiner unzähligen Veranstaltungen the festival state, und so feierfreudig haben wir auch deren Bewohner kennen gelernt. Das Adelaide Festival Centre ist daher auch ein zentral gelegener Knotenpunkt, vielleicht sogar der wichtigste Bestandteil der Stadt. Ein riesiger Komplex, bestehend aus mehreren Theatern und Ausstellungsräumen, beherbergt diverse Theatervorstellungen, Ausstellungen moderner Kunst, Tanzvorführungen, Opern, Musicals und Cabaret.

Durch die ungewöhnlich vielen Kirchen heisst die Stadt auch city of churches. Als wir während unserer Entdeckungstour zwei nahezu identische Kirchen nebeneinander sichteten konnte sich unser local Dave darauf auch keinen weiteren Reim machen, ausser, dass dies eben charakteristisch sei für diese Stadt.

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Neben dem Geburtstagsspektakel (übrigens, DANKE nochmals an alle Lieben, die mir über alle möglichen Kommunikationsmittel gratuliert haben!), war das highlight des Besuches für mich das Hochseeangeln. Bis dato hatte ich damit keinerlei Berührungspunkte und eigentlich wenig Interesse daran, mit glitschigen Ködern aus Fischabfall irgendwelche Fische zum Anbeissen zu animieren. Das hat sich aber nun geändert! 🙂

Unser Angelabenteuer begann damit, dass Dave zunächst ganz fachmännisch ausgekundschaftet hat, wie der Wind weht und wann die Strömung am besten geeignet ist.  Es gibt dazu von den Behörden extra eine Seite, auf der man dies nachschlagen kann. Nachdem das geklärt war, befestigten wir unser geliehenes Boot, das tatsächlich auf den infamen Namen sonofabitch getauft ist, an Daves trailer. Der nächste Stopp war sogleich der heimische Fischmarkt, wo man sowohl frisch gefangen Fisch aller Art, wie auch Muscheln, Krabben, Seeigel und weitere Meeresfrüchte kaufen kann, dazu besagte Fischreste, bestehend aus Fischköpfen oder Kleinteilen, die als Köder dienen. Wir machten uns Mut damit, dass wir ja bei eventuellem Unvermögen, wirklich etwas zu fangen, hinterher im Fischmarkt anhalten könnten um uns dort für unser geplantes fish dinner zu versorgen.

Sobald wir mit genügend Köder und Bier versorgt waren, machten wir uns auf den Weg Richtung torrens island, einer Halbinsel vor Adelaide, etwa 15 km nordwestlich vor der Stadt gelegen. Hier wurde das Boot ordentlich zu Wasser gelassen, dann ging’s los.  Auf dem Weg zur geeigneten Stelle zogen anmutige schwarze Schwäne an uns vorbei. Ein Phänomen, welches mich schon beim letzten Besuch entzückt hatte.

Auf hoher See den Anker festgemacht und schnell die Köder präpariert. Dazu nimmt man Fischköpfe und steckt sie in einen verschliessbaren Korb, gibt Brot dazu, obendrauf eine große Portion Thunfischöl und ab damit ins Wasser. Das so ausströmende Fischaroma soll die potentielle Beute anlocken. Der Fischkopf eines red snappers wird anhand eines durch die Augen gepieksten Hakens am Grund eines weiteren Korbes festgemacht, als Lockmittel für Krabben. Jetzt nur noch den Köder auf den Angelhaken stecken und diesen mit einer weit ausholenden Bewegung ins Meer werfen. Und dann – abwarten. Unterbrochen wurde die Geduldsprobe von Zeit zu Zeit durch erfolgreiches Einholen von Beute durch meine Mitangler. Jubel und Begeisterung brach aber vor allem dann aus, wenn hin und wieder Delphine auftauchten. Nachdem wir beim letzten Besuch schon Wale ausgemacht hatten, sorgten sie für die Fortsetzung unser nautischen Entdeckungen.

Im Folgenden lasse ich die Fotos für sich sprechen. Erwähnt sei noch, dass Ilda einen echten Hai gefangen hat! Wenn auch lediglich einen Port Jackson Shark, aber selbst der Kleine war schon beeindruckend- näher war ich nie an einem Hai. Was mich angeht, so war ich erstaunt, dass ich a) überhaupt etwas gefangen habe und b) sogar den größten (essbaren) Fisch an der Angel hatte 🙂 Und zwar einen King George Whiting. Diese gibt es nur im südlichen Teil Australiens und haben in etwa Form, Größe und Geschmack einer Forelle. Die Zeit verging wie im Fluge und unversehens war es auch schon wieder soweit, sich auf den Rückweg zu begeben. Dave überliess mir das Steuer, so kam ich zu meinem ersten ordentlichen Einsatz als Steuermann. Man düst nämlich nicht einfach so zurück, wie ich dachte, sondern legt die Strecke auf genau festgelegten Bahnen zwischen roten und grünen Pfeilern zurück. Das gab dann den kichernden Abschluss, weil ich manchmal nicht sofort erraten habe, welche Pfeiler denn nun als nächstes angesteuert werden sollen, zudem ich kleine Person auf Zehenspitzen balancieren musste, um überhaupt etwas zu sehen. Dank freundlicher Hinweise meiner großen Freunde haben wir es aber heil an Land geschafft 😉

Eine neue Erkenntnis macht sich breit: es macht wirklich grossen Spass, mit den eigenen Händen das Abendessen zu erangeln!

Danke an Ilda und Dave für dieses Abenteuer!

Newtown Festival

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Bereits bei meinem ersten Besuch in Newtown wusste ich, dass dies mein Lieblingsstadtteil werden würde. Die originellen Wandmalereien an den Altbau-Fassaden, kleine Lädchen mit Schnickschnack, Galerien und Plattenläden erinnern mich stark an Berlin. Besonders auf dem Newtown Festival haben wir uns gefühlt wie im Görli (Görlitzer Park in Kreuzberg).

IMG_9105Das Newtown Festival ist ein Tagesfestival, das ganz gesittet am Sonntagmorgen um 9 beginnt und pünktlich um 5 Uhr nachmittags endet. Der Eintritt ist eigentlich frei, es wird jedoch eine Spende in Form von Scheinen oder gold coins (das sind die höherwertigen Münzen) erwartet. Sämtliche Einnahmen dienen dem Erhalt des Newtown Nachbarschaftszentrums, welches die Veranstaltung federführend organisiert. IMG_9118

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Das Newtown Nachbarschaftszentrum unterstützt die Community durch die Bereitstellung von diversen Programmen und Leistungen aller Art. Es bietet Dienstleistungen an für alte Menschen, Menschen mit Behinderung, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Menschen von kulturell und sprachlich diverser Herkunft und Menschen mit geringem Einkommen. Der Fokus liegt darauf, durch kreative Veranstaltungen eine integrative und lebendige Gemeinschaft zu bilden. Es bietet Unterstützung für bedürftige Bewohner und diejenigen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Denn obwohl Sydney eine reiche Stadt ist, sieht man auch hier immer wieder Obdachlose auf den Strassen. Die Gemeinschaft fördert die soziale Eingliederung und soziales Engagement durch die Bereitstellung von Anlaufstellen, soziale Unterstützung und Hilfe für die Bewohner aus den umliegenden Wohngebieten.

Face Hoffmann Lane Arrows EtonUm im Stadtteil Newtown eine vielfältige Gemeinschaft zu fördern und sowohl ein Bewusstsein für das Nachbarschaftszentrum zu schaffen, wie auch dringend benötigte Mittel für Gemeinschaftsprogramme aufzutreiben, beschlossen einige Anwohner in den 1970er Jahren, ein Festival zu organisieren. Das Festival wurde in diesem Jahr zum 35. Mal veranstaltet und mit 40.000 Besuchern ein riesen Erfolg. Neben etwa 20 Bands auf drei verschiedenen open-air Bühnen im Camperdown Memorial Rest Park gab es unzählige kleine Stände mit allerlei Krimskrams wie Schmuck, Klamotten, Hüte, T-Shirts, Taschen bis hin zu Pflanzen und selbstgemachten Lavendelseifen.

Dazu eine Hundeshow, ein Schriftstellerzelt, wo Dichter eigene Gedichte und Geschichten vorlasen, die obligatorischen Stände mit Essen und Trinken aus aller Welt und Kinderbemalung.

Nach mehreren Stunden Bespassung auf dem Festivalgelände fühlte ich mich bei all den bunten Menschen um mich herum für einen Moment wie in Berlin. 

Ich muss mich zwicken—nein, ich bin noch in Sydney, aber Newtown kommt dem Berliner feeling schon sehr nahe.