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~ Fernweh vs. Heimweh

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Monatsarchiv: Januar 2010

Rescue Dada Center

13 Mittwoch Jan 2010

Posted by Andie in Kenia

≈ Ein Kommentar

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Orphanage

In Nairobi waren wir zu Besuch in einem Waisenhaus. Dort leben Mädchen, die von den Mitarbeiterinnen von der Strasse aufgelesen wurden. In Kenia gibt es ziemlich viele Strassenmädchen, die aus den verschiedensten Gründen dort landen. Ein Hauptgrund liegt sicherlich darin, dass es bei den meisten Stämmen Kenias traditionell noch immer bedeutend ist, einen Sohn zu gebären. Er soll die Familientradition fortführen und für den Erhalt des Clans sorgen. Deshalb werden in den Krankenhäusern regelmäßig Kinder nach der Geburt ausgetauscht. Das funktioniert leider ganz einfach: Die reichen Familien, die es auch in Kenia gibt, bestellen bei der Hebamme einen Sohn. Sie sorgt dann nach der Geburt dafür, dass die neugeboren Söhne der armen Mütter mit den Töchtern der reichen Mütter vertauscht werden. Möglich ist dies dadurch, dass die Frauen bei der Geburt allein sind. Es gibt nicht wie bei uns die Möglichkeit, dass der Vater oder andere Angehörige bei der Geburt dabei sind. Deshalb sind die jungen Mütter den Hebammen hilflos ausgeliefert. Natürlich sind die Mütter nach der Geburt zu erschöpft, um den Schwindel zu bemerken. Aber jeder weiss davon. Deshalb wundert es auch niemand, dass die reichen Familien in den meisten Fällen mit einem Erstgeborenen nach Hause gehen, während die Armen häufig „nur“ ein Mädchen bekommen. Unser Bekannter Seth, der uns die Geschichte erzählt hat, meinte dazu nur ganz trocken, dass dies wiederum die Kinder seien, die dann später ihre Eltern umbringen würden, da sie ja nicht vom selben Blut seien. Wundern würde mich das nicht, da ist sicher etwas Wahres dran.
Da die Mädchen also nicht so geschätzt werden wie Jungen, bekommen sie in der Regel auch keine Ausbildung und werden von den Eltern häufig als Ballast betrachtet. Warum in etwas investieren, das später sowieso durch die Heirat in einen anderen Clan entschwindet und dadurch für die Familie nutzlos wird – so ist die gängige Meinung.
Leider werden viele Mädchen zu Hause auch missbraucht, von ihren nahen Angehörigen, wie Vater, Onkel, Bruder… Wer weiss, vielleicht sind es aber gar nicht deren Angehörige, falls sie nach der Geburt vertauscht wurden. Jedenfalls erleben sie alle möglichen Formen der häuslichen Gewalt und landen häufig auch deshalb auf der Strasse.
Die Mädchen aus dem Waisenhaus Rescue Dada Center bleiben dort für ein Jahr. Sie sind zwischen drei und sechzehn Jahren alt und leben in kleineren Gruppen zusammen. Sie sollen in ihren Gruppen den Familienzusammenhalt erleben, den sie zu Hause nicht erfahren. Während ihres Aufenthalts dort gehen sie, je nach Alter, tagsüber in die Schule oder erhalten eine Ausbildung als Friseurin und Computer Training. Ausserdem gibt es psychologische Unterstützung in Form einer Therapie, bei der versucht wird, auch die Familie zu integrieren, damit z.B. Missbrauch und/oder Misshandlung ganzheitlich behandelt werden kann.
Nach einem Jahr werden die Mädchen entweder zurück geführt in ihre Herkunftsfamilie oder in einer Pflegefamilie aufgenommen. Sofern sie eine Ausbildung absolviert haben, werden sie noch weiter betreut, allerdings müssen sie selbst dafür sorgen, dass das Geschäft läuft und auch einen Teil des Gewinns an das Waisenhaus abführen.
Das alles erfuhren wir durch eine Einführung von der Leiterin des Waisenhauses, Mary, die uns auch die Unterkünfte, Küche und Schul- und Ausbildungsräume zeigte. Während unseres Rundgangs wurden wir genauso neugierig von den Kindern gemustert und schon bald hatten wir alle Hände und Arme voll mit den Kleinen. Man spürte sogleich, dass sie Nähe und Kontakt vermissen und suchen, weil sie sich fest an uns geschmiegt hatten und unbedingt auf den Arm wollten. Ich fand es erstaunlich, wie lebensfroh und fröhlich sie wirkten, obwohl sie alle sicherlich schon schwere Zeiten hinter sich haben. Sie sangen lauthals und machten witzige Posen beim fotografieren und lachten und kicherten die ganze Zeit. Es war echt ein schönes Gefühl zu wissen, dass sie dort gut aufgehoben sind. Nach unserem Besuch war ich ziemlich ergriffen von dem Schicksal der Kleinen. Irgendwie kann ich jetzt auch Leute verstehen, die ein Kind aus einem Waisenhaus adoptieren, weil man sofort den Wunsch verspürt, helfen zu wollen. Allerdings ist es wohl wirklich besser, die Kinder dann nicht aus dem Land zu holen. Man sollte schon versuchen, die Hilfe vor Ort einzusetzen. Ery z.B. wird dort als Volunteer anfangen. Ich hatte mir auch gleich überlegt, ob ich vielleicht beim Computer Kurs helfen könnte. Also sollte ich mal beruflich in Nairobi zu tun haben, wisst ihr, wo ihr mich finden könnt.

Hier gehts zur website: http://rescuedadacentre.org

nairobberi

03 Sonntag Jan 2010

Posted by Andie in Kenia

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Nairobi

Leider mussten wir jetzt schmerzlich erfahren, dass Nairobi ihren unruehmlichen Beinamen Nairobberi zurecht traegt.
Wir hatten gerade einen Besuch im Nairobi National Museum hinter uns und tranken gemuetlich Kaffee im Cafe nebenan, als Arndte ploetzlich feststellte, dass seine Tasche weg war. Wir konnten es zunaechst nicht glauben und dachten, sie waere irgendwoanders, doch anscheinend wurde sie tatsaechlich gestohlen. Wir hatten ueberhaupt nicht mitbekommen, dass jemand in der Naehe unseres Tisches war, aber als wir dann rausrannten, um nachzusehen und dadurch grossen Wirbel verursachten, fiel einer Kellnerin ein, dass sich drei Frauen auffallend verhalten hatten. Ery hatte sie auch gesehen. Sie sassen nur wenige Minuten einen Tisch weiter und verschwanden ploetzlich, ohne etwas zu bestellen. Die Kellnerin hatte beobachtet, dass sie sofort in ein Taxi gestiegen waren und davon fuhren. Sie mussten die Tasche gestohlen haben.
Wir fuhren sofort nach Hause, damit Arndte seine VISA-Karten sperren konnte. Danach gingen wir zur Polizei, um den Diebstahl zu melden. Dort war es aehnlich seltsam wie damals bei der Polizei auf Nias (wo wir den Einbruch bei Ilda gemeldet hatten). Der diensthabende Polzist war zunaechst voellig ueberfordert, notierte dann aber doch die gestohlenen Sachen in sein dickes Buch am Empfang – handschriftlich, mit einem schlecht funktionierenden Kuli. Nachdem er den Bericht aufgenommen hatte und wir nach einer Kopie fragten, musste erst mal jemand ausschwaermen, um die verantwortliche Person mit Schluesselgewalt zu finden. Nach einer Weile schlappte eine junge Frau im T-Shirt und Flipflops an, fuehrte uns durch die Polizeistation, die in etwa auf dem Stand der 70er Jahre haengen geblieben war und Arndte durfte auf einem Plastikstuhl Platz nehmen. Ich gesellte mich zu ihm auf einen Holzhocker. Nachdem die Assistentin aus einer dunklen Hinterkammer Schreibzeug und Durchschlagpapier gewuehlt hatte, durfte Arndte noch einmal aufzaehlen, was alles gestohlen wurde. Nach dem genauen Ablauf oder Taeterbeschreibung wurde gar nicht erst gefragt. Das Buero war vollgestopft mit Akten, die in einem klapperigen, abgewetzten Aktenschrank lagen, es gab auch einen Computer, der aber offenbar nicht funktionierte. Waehrend der Bericht aufgenommen wurde, blaetterte ein Mann in Zivil lustlos in irgendwelchen Belegen. Seltsam, das alles. Nachdem Arndte 200 Kenianische Schilling (rund 2 Euro) gezahlt hatte, bekam er den Zettel ausgehaendigt, immerhin mit Stempel und Unterschrift versehen.
Unser Fahrer, der uns auch in die Polizeistation begleitet hatte, konnte es kaum fassen, dass wir tatsaechlich einen offiziellen Polizeibeleg erhalten hatten. Anscheinend ist es eine Seltenheit, etwas Schriftliches zu erhalten, man wird wohl sonst immer von Tag zu Tag vertroestet. Wir haben nicht genau verstanden, warum das so schwierig ist. Vielleicht wollen sie sich Schreibarbeit ersparen in solch einem aussichtslosen Fall oder sie wollen nicht offiziell dazu genoetigt werden, den Fall zu verfolgen oder sie erwarten mehr Geld dafuer. Immerhin haben die Polizisten sogar unseren Fahrer nach Geld gefragt! Nur weil wir einen Termin bei der Deutschen Botschaft hatten und dort den Polizeibericht vorlegen mussten, haben wir ueberhaupt einen Beleg fuer nur 200 KSh erhalten.
In der Botschaft ging dann alles relativ schnell. Nachdem wir ca. 10 Minuten draussen warten mussten, um eingelassen zu werden (waehrend unser Fahrer ohne Kontrolle einfach so durch die Sicherheitsschleuse gelassen wurde), holte uns der Botschafter an der Tuer ab, regelte die Formalitaeten fuer den temporaeren Reisepass ganz fix und Arndte hielt bald die wichtigen Dokumente in den Haenden.
Eigentlich hatten wir an dem Tag noch vor, Postkarten zu schreiben, nach der Episode hatten wir dann aber weder Geld noch Muse dafuer, uns diesem aufwaendigen Verfahren auszusetzen. Man kann naemlich nicht einfach Postkarten schreiben, ne Briefmarke aufkleben und abschicken, sondern man muss extra Umschlaege dafuer kaufen, sonst kommen sie nicht an.
Trotzdem nochmal HAPPY NEW YEAR! Lasst euch nicht die Laune verderben und think positive 😉 Kwahery, Nairobi!

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