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~ Fernweh vs. Heimweh

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Kategorien-Archiv: Indonesien

Yogyakarta

25 Dienstag Feb 2014

Posted by Andie in Indonesien

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Batik, Borobudur, HAMBA, Prambanan, Resatio, Street Art, ViaVia, Wayang Kulit, Yogyakarta

Moped fahren in Yogyakarta ist wie in einem Videospiel. Von allen Seiten, rechts und links, strömen knatternde Fahrzeuge ohne Seitenblick auf die Fahrbahn. Hupend vertrauen sie darauf, nicht angefahren zu werden. Auch auf unserer Fahrbahn kommen uns weitere Mopedfahrer mit am Lenkrad befestigten Hühnern und Kippe im Mund entgegen. Junge Mütter klemmen ihre Kleinkinder, kaum können sie stehen, zwischen die Beine, damit sie mit ihren kleinen Händen den Lenker greifen können, während sie mit ihrem freien Ärmchen vergnügt kreischend anderen Verkehrsteilnehmern hektisch zuwinken.

Auf die Frage, ob es in Yogya eigentlich Verkehrsregeln gibt, heisst es: Der Größte fährt zuerst. Mit dieser Losung fliesst der Verkehr überraschend flüssig dahin, auch wenn es auf den ersten Blick mehr als chaotisch erscheint, wie sich hier Auto an Auto, Kleinlaster an Bus und Moped und bejak und Fahrräder aneinander reihen.

Aufgrund einer verfehlten Verkehrspolitik der indonesischen Regierung stauen sich an den Ampeln der Hauptstrassen Hunderte, ach, Tausende Fahrzeuge. Auch auf den kleinen Inseln macht der Fortschritt nicht halt. Vor jeder Hütte mindestens ein Moped. Nicht selten sieht man minderjährige Jungs zu dritt auf einem motorbike, gerade gross genug, irgendwie steuern zu können. Motorisierte Zweiräder sind definitiv das beliebteste, weil günstigste, Transportmittel.  Damit wird vom Schwein bis zum Schrank wirklich alles befördert.

Stau
Stau
Verkehr
Bus
Bus
Bejak
Bejak

Wohl wissend um den Transporthunger ihrer Millionen Einwohner und auf Steuereinnahmen schielend, fördert die Regierung den Individualverkehr und vernachlässigt dabei die durchaus existierenden öffentlichen Verkehrsmittel. So kostet eine Fahrt mit einem schrammeligen Bus keine fünfzig Cent. Wer den Mut aufbringt, in eines der spektakulär günstigen Fahrzeuge zu steigen nimmt in Kauf, dass das rostige Gefährt oftmals nur noch durch die Farbe auf der Karosserie zusammen gehalten wird – und unterläuft damit sogar noch die Preise für die spottbilligen becaks, wie sich die Fahrradtaxis hier nennen. Da die Busse nur in der Innenstadt halbwegs zuverlässig verkehren, sind die Bewohner selbst bei gutem Willen dennoch auf eigene Fahrzeuge angewiesen, wollen sie nicht für eine Fahrt ins Zentrum drei Stunden Lebenszeit verschwenden. Daher bringt es eine siebenköpfige Familie mitunter auf ebensoviele Autos. Kein Wunder, dass die Luft von Motorengeräuschen schwirrt und mich der hohe Kohlenmonoxid-Gehalt schläfrig macht.

Street Art Alice
Street Art Alice
Street Art CO2
Street Art CO2
Hausheilige
Hausheilige
Street Art
Street Art

In einer ruhigen Seitenstrasse haben wir dank Insidertipp von Nicola inmitten der hektischen Stadt eine kleine Oase zum Entspannen gefunden: das ViaVia guesthouse.

Das ViaVia bietet seit 1994 sanften Tourismus für verantwortungsvolle Reisende. Damals traf sich eine Gruppe von belgischen Vielreisenden, die sich Gedanken um den zunehmend negativen Effekt des Massentourismus auf Umwelt und Einheimische machten. Sie tauschten Ideen aus, wie man nachhaltigen Tourismus und einen respektvollen Umgang mit Natur und Kultur verbinden könnte. Daraus entstand das ViaVia, mit dependancen in mittlerweile elf verschiedenen Ländern. Teil des ViaVia Konzepts ist es, ganz gezielt Mädchen und Frauen einzustellen, da diese im öffentlichen Leben (nicht nur in der Tourismusbranche) stark unterrepräsentiert sind. Dazu gehört auch, sie mit Englisch Weiterbildungskursen zu fördern. Davon konnten wir bereits profitieren.

Am Morgen vor unserem ersten Trip kamen wir vor dem ViaVia mit netten Mädels ins Gespräch, die sich dann überraschend als unsere guides entpuppten. Hinter der  souveränen Fahrerin auf dem motorbike sitzend und durch kleine Anekdoten gut unterhalten, düsten wir durch die vollgestopften Strassen.

Damit wurden wir auch noch ganz unverhofft zu Baumpaten. Denn nach jeder Tour, die mit dem Auto oder Moped unternommen wird, pflanzen die ViaVia Umweltaktivisten einen Baum zum Ausgleich. Dafür gibt es dann einen Pluspunkt für’s Karma und ein trees4tours-Zertifikat.

Um den vorbildlichen ViaVia Ansatz abzurunden, gibt es im guesthouse selbstgemachte fair trade Produkte wie Seifen, Taschen oder Spielsachen. — Übrigens wurde ich vom ViaVia nicht gesponsert, diese Lobeshymnen zu verfassen, ich bin einfach nur begeistert.

Via Compost
Via Compost
Via upcycling Stuhl
Via upcycling Stuhl
ViaVia Watches
ViaVia Watches
Via Water Consumption
Via Water Consumption

Einmal im Monat veranstaltet das ViaVia eine Ausstellung, in der regionale Künstler zum ersten Mal die Gelegenheit einer Einzelausstellung erhalten. Bei einer dieser Veranstaltungen habe ich den Illustrator Resatio kennen gelernt, und spontan das Bild „Rejuvenate“ gekauft. Ich freue mich jetzt schon darauf, der abgebildeten jungen Dame einen Ehrenplatz in unserer Wohnung zu verschaffen.

Rejuvenate

Rejuvenate

Von unserer kleinen Oase aus haben wir zu Fuss die Stadt erkundet, unsere Trips zu den hidden temples und den berühmten Tempeln Borobudur und Prambanan gestartet, eine zweitägige Wanderung zum Mount Merapi unternommen, dem gefährlichsten Vulkan der Welt, und ein Waisenhaus am Rande der Stadt besucht.

Das Waisenhaus HAMBA beherrbergt Kinder, die eigentlich Eltern haben, aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht dort leben: Strassenkinder finden hier Geborgenheit, Erziehung und Unterricht. In Kleingruppen von max. 10 Personen leben Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren mit einer Erzieherin in jeweils einem der sieben Häuser in Familienstruktur. Mit nur fünf Monaten wird die jüngste Bewohnerin Mela zwischen ihren quasi Geschwistern behutsam herum gereicht.

Nach einer Willkommensrunde nahm mich ein aufgeschlossener kleiner Junge namens Andi bei der Hand und forderte zum Murmelspiel auf. Das funktionierte auch ohne Worte und obwohl ich die Regeln nicht verstand, hatte ich anscheinend einmal gewonnen. Dies verschaffte uns eine Einladung zum Abendessen in einer Familie und wurde für uns alle zum freudigen Abschluss des Besuchs.

Sara
Sara
Andi
Andi
Murmelspiel
Murmelspiel

Ein Haus hat eine besondere Geschichte. Dort lebte Sara, ein junges Mädchen mit einer wunderschönen Stimme. Es verbrachte nur einige wenige Monate im Heim, denn ihren Eltern fiel irgendwann auf, dass sie vormals gutes Geld damit verdient hatten, das Mädchen auf der Strasse singen zu lassen und holten sie wieder ab. Weil sie wirklich aussergewöhnlich gut war, brachte es Sara mit ihrem Gesang zu bescheidenem Wohlstand und vermachte diesen später an das Waisenhaus. Ihr zu Ehren prangt im „Haus Sara“ eine grosse schwarz-weiss Fotografie mit ihrem Konterfei.

Das Projekt wird von einer holländischen Stiftung unterstützt und von deutschen Privatleuten mit Einzelspenden finanziert. Auch lokale Gelder fliessen zum Erhalt mit ein.

Insgesamt hatten wir einen sehr entspannten Aufenthalt in Yogyakarta bzw. Yogya, so die liebevolle Abkürzung. Zwischendurch hatte uns allerdings ein Erdbeben aus unserem gemütlichen Trott gerissen. Heftig wurden wir daran erinnert, dass Indonesien ja auf dem Pazifischen Feuerring liegt, wo mehrere Kontinentalplatten aneinanderstoßen. Diese sind ständig in Bewegung und lösen so Erdbeben oder Vulkanausbrüche aus. Nach einem kurzen Schreckmoment haben wir uns aber schnell wieder beruhigt und uns erst mal ein schönes kühles Bintang aufgemacht. So ist halt das Leben in Indonesien.

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Anmerkungen zu den Fotos:

Kein Yogya ohne Batik, denn hier ist die kulturelle Hauptstadt (nicht nur) der Batikkunst Indonesiens. Wir hatten auch die Gelegenheit, beim Entstehungsprozess einiger Werke dabei zu sein.

Als wir den Borobudur Tempel besichtigen wollten, kam eine Horde Schulkinder angestürmt, um mit uns Englisch zu üben und Erinnerungsfotos zu schiessen. Danach sollten wir kurze Bewertungsbögen ausfüllen und darauf unterschreiben. Weil wir so freundlich mitgemacht haben, bedrängten uns immer mehr Schüler — gefühlte tausend Kinder und Autogramme später haben wir es dann auch zum Tempel geschafft. So oft wie in Yogyakarta bin ich noch nie im Leben fotografiert worden. Meine fünfzehn Minuten Ruhm sind damit abgehakt.

Der riesige Markt Baser Beringharjo in Yogyas Innenstadt bietet Batik-Stoffe, Klamotten, Haushaltswaren und Lebensmittel in allen Formen und Farben, Gerüchen und Gestalten feil.

Prambanan ist ein weiterer must-see Tempel, der ebenso wie der Borobudur zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Weil einer der Türme einsturzgefährdet ist, tragen alle Besucher einen witzigen Helm.

Das traditionelle Schattenspiel Wayang Kulit ist weit über die Grenzen Indonesiens bekannt. Leider droht die Tradition auszusterben, da willige Nachfolger aus der jungen Generation fehlen.

Zeitung lesen findet in Yogya häufig noch auf der Strasse statt: die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung im öffentlichen Aushang.

Ich hab’ noch einen Koffer in KL

20 Donnerstag Feb 2014

Posted by Andie in Indonesien, Malaysien, reisen&bleiben

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Koffer packen, Kuala Lumpur, Reisen

Mittlerweile sind es sogar zwei – einer von mir, einer von meinem Liebsten. Wir haben in „unserem“ Hotel in Kuala Lumpur unsere temporäre homebase errichtet, wo wir während unserer Reisen nach Yogyakarta, Laos und Pulau Weh unsere Koffer abstellen können. So sind wir als backpacker nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Denn nach wie vor befinden wir uns ja auf der Rückreise von Australien nach Europa und obwohl wir bereits kistenweise Sachen mit der Post voraus geschickt haben, gibt es doch noch einige Klamotten, auf die wir nicht verzichten können. In KL ruhen wir uns von der letzten Reise aus, packen unser Gepäck um und ziehen weiter.

Im Moment sind wir gerade wieder auf unserer Taucherinsel. Gestern angekommen, haben wir heute gleich einen ersten Tauchgang unternommen. Und es war wunderschön! Mit dem Internet ist es hier wie mit seltenen Fischen – man muss Glück haben, sie (es) zu erwischen. Daher weiss ich noch nicht, wann ich den nächsten Reisebericht online stellen kann. Aber ich hab noch ein paar Geschichten im Gepäck 🙂

…
Hier noch ein paar Impressionen von KL city. Es gibt hier auch eine Monorail, so wie in Sydney, wobei diese allerdings nach 30 Jahren den Dienst eingestellt hat (wir hatten noch das Glück, mitfahren zu können). Das System funktioniert einfach und gut. Man kauft sich für umgerechnet etwa dreissig bis fünfzig Cent einen Chip, schiebt ihn zum Öffnen einer Schranke über einen Scanner, fährt bis zur gewünschten Haltestelle und steckt ihn dann beim Verlassen der Haltestation in einen Schlitz, womit sich dann wieder eine Schranke öffnen lässt. So vermeidet die Stadt unnötiges Papier für Tickets und zugleich Schwarzfahrer. Finde ich eigentlich eine ganz praktische Idee.

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Abtauchen

16 Donnerstag Jan 2014

Posted by Andie in Indonesien

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Delfine, Emperor Angelfish Juvenile, Lumba Lumba, Tauchen

Ein gewöhnlicher Tauchgang beginnt mit dem Überstreifen des Neoprenanzugs und Überprüfen der Ausrüstung an Land. Während der Ausbildung muss man seinen Lungenapparat und BCD (buoyancy control device), also die Unterwasserweste, noch selbst zusammen bauen und auf das Boot schleppen. Als zertifizierter open water diver wird dies alles an Bord gebracht. Auch wenn wir dem Lumba Lumba Team vertrauten, wollten wir die überlebenswichtige Ausrüstung dennoch lieber vorher prüfen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Oder, wie es so schön heisst I’d rather be safe than sorry.  So machen das alle Taucher.

An Bord gibt es vom begleitenden Unterwasserführer eine kurze Übersicht über den zu erwartenden Tauchgang. Wohin wir tauchen und was es zu beachten gilt. Wie stark die Strömung ist, welche besonderen Fische wir voraussichtlich sehen werden, wie lange und tief wir tauchen werden. Und wer mit wem im buddy system taucht. Denn unter Wasser braucht jeder einen Tauchpartner, der auf einen aufpasst und im Notfall auch Luft spenden kann. Mein buddy ist natürlich mein hubby 😉 Das buddy system eignet sich übrigens auch gut an Land.

Dann fährt uns das Boot an die betreffende Stelle und wir schnallen den Gewichtsgurt um, ziehen uns die Masken über, stecken die Flossen fest und hopsen ins Wasser. Das funktioniert wirklich genau so, wie man es aus Filmen kennt: mit der kompletten Ausrüstung am Rand des Bootes sitzen und auf drei rückwärts ins Wasser werfen. Man macht automatisch einen Salto rückwärts im Wasser und taucht wieder auf. Dann Blickkontakt mit den anderen Tauchern herstellen und auf ein Zeichen geht es runter. Uhh, aufregend. Ich hatte bisher jedes Mal Herzklopfen beim Abtauchen.

Unter Wasser verständigen wir uns in Tauchersprache, also durch Zeichen, geben uns das OK Signal und los geht’s.

okEs ist wie eine Unterwasserwanderung. Der guide schwebt voran, wir hinterher. Anfangs hatten wir noch mit Koordinierung, Atmung und Orientierung zu tun, doch das legt sich nach einer Weile. Dann beginnt das Unterwasserabenteuer. Je stärker die Strömung, desto dichter müssen wir am Grund bleiben. Daher kann es schon mal vorkommen, dass wir tiefer gehen als eigentlich erlaubt. Wir open water diver dürfen nämlich eigentlich nur auf 18 Meter runter. Tatsächlich waren wir aber schon auf 23.1 Meter. Für mich ist das immer noch unglaublich.

Wenn man so tief unten ist und dann die Sonne von oben herunter strahlt, die Fische, die Korallen und Seeanemonen farbenfroh leuchten, dann versteht man die Schwärmerei der anderen Taucher. Auf einmal sind wir mittendrin und sehen die Welt buchstäblich von einer anderen Seite. Es ist wirklich unbeschreiblich. Hinter und neben uns eine dunkelblaue Wand aus Wasser. Dazwischen dunkle Schatten größerer Gestalten. Vielleicht Haie? Oder Schildkröten? Unter uns das Korallenriff. Über uns Luftblasen und Sonnenstrahlen. Und wir genau dazwischen: wir gleiten durch ganze Schwärme kleiner, grosser und bunter Fische. Unmöglich, alle Fische aufzuzählen, die uns hier begegnen. Einmal drehte ich mich nach hinten um und als ich wieder nach vorne sah, hatte ich einen dunkelvioletten Octopus direkt vor meiner Maske. Ich habe vor Schreck einen kleinen Satz nach oben gemacht, konnte mich aber wieder fangen und habe meinen Weg fortgesetzt.

Hier nur eine winzige Auswahl der Fische eines Tauchgangs. Angefangen mit meinem Lieblingsfisch, dem Emperor Angelfish Juvenile. Ich wusste gar nicht, dass die jungen Fische ganz anders aussehen, als ihre grossen Artgenossen. Diese hier sind als Kinderfische blau, wenn sie gross sind, werden sie gelb gestreift. Wunder der Natur….

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Noch ein Wort zum Lumba Lumba Diving Centre: phantastisch! Die Tauchlehrer und alle Mitarbeiter sind super nett, geduldig und freundlich. Und die Anlage liegt wunderschön inmitten eines Palmenhains direkt am Strand, idyllisch eingebettet in das dörfliche Treiben in Gapang. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Tauchkurs zu belegen, ist hier genau richtig. Die gemütlichen Bungalows bieten neben Hängematte mit Blick auf das Meer auch eine warme Dusche – nach einer Stunde im Wasser sehnt man sich schlotternd auf dem Boot sitzend nach nichts anderem. Absolut empfehlenswert!

Lumba Lumba heisst übrigens Delfine. Bei unserer Abreise von der Insel haben wir auf der Fähre zurückgeschaut, da tauchte eine Formation fröhlich auf und ab hüpfender Delfine auf. Es schien, als winkten sie zum Abschied. Unvergesslich schön.

diving

Tsunami Day

26 Donnerstag Dez 2013

Posted by Andie in Indonesien

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Banda Aceh, Tsunami

Hier auf der Insel Pulau Weh, bei den Indonesiern genannt Sabang nach einem indonesischen Lied und gleichzeitig Hauptstadt der Insel, wurde heute an den Tsunami vor neun Jahren erinnert.

Daher gab es heute Morgen weder Tauchgänge, noch fuhr die hiesige Fähre von Balohan rüber nach Banda Aceh und auch sonst waren jegliche Aktivitäten eingeschränkt. Die Insel ist seinerzeit relativ glimpflich davon gekommen, wenn auch die Flutwelle insbesondere hier am Strand von Gapang massive Schäden angerichtet hat. Erst schwoll das Wasser innerhalb sehr kurzer Zeit bis zu 6-7 Meter über den normalen Stand an und riss die am Strand stehenden Bäume, Hütten und Gebäude nieder. Mit dem sich zurückziehenden Sog wurden hier im Tauchzentrum selbst so schwere Gegenstände wie die Pressluftstation für die Tauchtanks fortgerissen. Es gab zum Glück nur wenige Opfer zu beklagen. Denn die Einheimischen wissen, dass eine riesige Welle auf sie zukommt, wenn sich das Meer plötzlich mehr als 2 Meter zurückzieht, so wie es damals war. Deshalb haben es die meisten rechtzeitig geschafft, sich auf den höher gelegenen Teil der Insel zu flüchten. Nach dem ersten schweren Beben gab es noch weitere aftershocks. Diese wurden laut Augenzeugenberichten angekündigt vom Bellen der Hunde, die jeweils einige Sekunden vorher schon das Beben gespürt hatten.

In Banda Aceh erinnerte heute ein Gottesdienst an die Toten, im Anschluss wanderte eine Prozession zum Massengrab. Die Wiederaufbauprojekte sind mittlerweile abgeschlossen, dennoch befinden sich noch einige wenige NGOs in Aceh, vor allem lokale.

Obwohl ich Weihnachten 2004 friedlich mit meiner lieben Oma verbracht habe, fühle ich dem Ereignis stark verbunden. Nicht zuletzt durch meine Tätigkeit für ein Wiederaufbauprojekt auf Nias (Indonesien), wo ich 2007-2008 gearbeitet und meine Nias Familie kennen gelernt habe. Seit dieser Zeit weiss ich, wie es sich anfühlt, Erdbeben zu erleben und habe großes Mitgefühl mit allen, die so etwas durchmachen mussten.

Pulau Weh

24 Dienstag Dez 2013

Posted by Andie in Indonesien

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happy new year, Indonesien, Pulau Weh, Weihnachten

Die tosende Brandung kracht donnernd an den Strand vor unserer Hütte. Bei Tagesanbruch nur übertönt durch den Singsang des Muezzin, der zum Morgengebet ruft und den knatternden Fischerbooten, die zum Tageswerk aufbrechen, lullt mich das monotone Brausen in einen tropischen Tagtraum. Wir sind auf Pulau Weh, einer Insel nordwestlich von Banda Aceh, am westlichsten Zipfel Indonesiens. Hier liegt auch der geographische Nullpunkt des riesigen Landes. Pulau heisst übrigens Insel.

Vor sechs Jahren waren wir schon einmal hier, bei Freddy, unserem südafrikanischen Gastgeber, und es fühlt sich ein wenig an wie Nachhause kommen. So exotisch und doch so vertraut. Mir fallen einige indonesische Wörter und Redewendungen wieder ein, so dass wir auf indonesisch-englisch radebrechen können. Die Einheimischen freuen sich. Wir auch.

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter. Ich baumle in unserer Hängematte beim LumbaLumba Diving Centre. Wir haben hier einen Tauchkurs begonnen und waren schon auf 12,5 Meter. Faszinierend! Aber auch nicht zu unterschätzen, der Kurs ist überraschend anstrengend. Dennoch haben wir heute unser schriftliches Examen bestanden, jetzt fehlt nur noch die Tauchprüfung. Die muss aber noch warten, da wir uns leider erkältet haben. Selbst bei 28°C Wassertemperatur ist es nach einer Stunde im Wasser ganz schön kalt. Ich habe aber trotzdem heute weiter geübt und kann jetzt ohne Maske tauchen, ohne dass mir Wasser in die Nase läuft. Man lernt nie aus 🙂

Nachdem auch hier das Internet immer wieder ausfällt, wird es heute schwer, Fotos hochzuladen, das mache ich aber noch.

Jetzt wünsche ich Euch allen frohe Weihnachten und schon mal ein glückliches, erfolgreiches und gesundes neues Jahr. Besonders den Familien, die sich auf Nachwuchs freuen 🙂 Bei uns gibt es heute Abend ein ganz „exotisches“ Weihnachtsessen: Pizza 🙂

Lombok

30 Mittwoch Jul 2008

Posted by Andie in Indonesien

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Bei herrlich melodiösem Vogelgezwitscher wache ich noch vor dem Muezzin auf. Die Vögel trällern lieblicher, die Muezzins beten klangvoller, das Meer rauscht friedlicher und alles ist entspannter. Superlative noch und noch. Aber ja, es ist wirklich sehr angenehm hier auf Lombok. Obwohl Hochsaison ist, sind wir fast überall mehr oder minder allein. Der Strand ist geradezu einsam, abgesehen von den zwei oder drei anderen Touristen, die aber nicht weiter auffallen. Wir haben einen kleinen Bungalow mit Blick auf das Meer inmitten eines hübschen Gärtchens. Endlich richtig richtig Urlaub. Ohne Termine, ohne Tour, ohne Guide, ohne blaue Fliesen…. oh, ich übertreibe, aber ich bin einfach froh, hier endlich mal zur Ruhe zu kommen. 

Juhu, joggen am Strand!

Das ist zwar sehr schön und entspricht wohl dem Idealbild an Joggingumgebung, ist aber ganz schön anstrengend, weil der Sand ja wegrutscht. Aber immerhin, habe den Tagesanbruch erlebt, noch mit Nebelschwaden am Himmel, dampfend beginnt ein neuer, heisser Tag….

Lombok ist unsere letzte Station vor dem Abflug, dann geht es wieder nach Berlin. Wir freuen uns schon sehr darauf, wieder „nach Hause“ zu kommen. Wir werden in Anjas Wohnung in Prenzlauerberg wohnen, da sie den Sommer bei Petja in Boston verbringt. Wir werden versuchen, von unserer homebase aus möglichst alle Familienfreunde zu besuchen. Ich darf auch wieder bei Kat arbeiten und freue mich auf einen herrlichen Sommer in Berlin. Verreisen ist phantastisch und ich bin wirklich glücklich und dankbar für jeden Moment aber ihr, meine Freunde, habt mir auch ganz schön gefehlt! 

Sitzen jetzt in Kuta Lombok auf unserer Veranda. Haben ein feeling wie auf Nias, mit Fräsensound im Hintergrund. Allmählich wandelt sich die Abendstimmung. Dämmerung setzt ein, vor mir dunkelviolette Wolken auf hellblauem Hintergrund. Nach den Gili Islands eine weitere Attraktion auf Lombok: Kuta mit seinem sandy beach, auf dem man allerdings seltsam einsinkt, wie in Treibsand. Der Sand an sich hat etwas granulatartiges. Ist extrem tief und locker, man sinkt teilweise knöcheltief ein bei jedem Schritt, er hat in etwa die Konsistenz von Hirse. 

Als wir am Strand lang wanderten, haben wir eine Affensippe getroffen. Kletterten am Steilhang herum, bummelten am Strand und lausten sich gegenseitig. War sehr schön, das in freier Natur zu erleben.

Im Hintergrund fiept ein kleines Kätzchen, ich glaube, ich muss sie jetzt gleich mal retten. 

So. Habe eben einen Jungen getroffen, mit dem ich mich mit meinen rudimentären indonesisch Kenntnissen soweit verständigen konnte, dass ich den Ort ausgekundschaftet habe, wo die Kätzchen sich befinden. Desweiteren habe ich erfahren, dass er die Katzen kennt, dass es ihnen gut geht und dass sie gesund sind. Dann ist ja alles gut. 

Besonders eindrucksvoll fanden wir das Schnorcheln mit den Schildkröten. Arndte hat gleich jegliches Gefühl für Raum & Zeit verloren und tauchte munter hinterher. Nach einer Weile machten wir uns ein wenig Sorgen, denn es saßen bereits alle wieder auf dem Boot & er war immer noch vertieft in Schildkrötenbetrachtung. Schliesslich hat er aber bemerkt, dass unser Schifflein nur noch winzig klein war auf seine Entfernung hin und wir konnten ihn wieder auffischen. 

lombok-happy

lombok-happy

 

 

 

 

snorkeling fever

snorkeling fever

 

    

motocross

motocross

transport

transport

ein bisschen kitsch muss sein

ein bisschen kitsch muss sein

Jakarta

30 Mittwoch Jul 2008

Posted by Andie in Indonesien

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Jakarta

Nachdem wir uns tränenreich von Nias verabschiedet hatten, haben wir ein paar Tage in Jakarta verbracht. Wir mussten dort unser Visum für den Iran beantragen und wollten auch die Hauptstadt noch ein wenig kennen lernen. Zum Glück hat Nina ein paar Jahre dort gelebt und kennt sich aus. Sie hatte sich auch Urlaub genommen und so konnten wir gemeinsam losziehen. 

Gleich zu Beginn hat sie uns erzählt, welche Gerüchte auf Nias kursieren. Da ja alle Dorfbewohner Fahandomas wissen, dass sie Arndtes Assistentin war und sie gleichzeitig mit ihm (in den Urlaub) verschwand, ranken sich auf einmal wilde Geschichten um ihr gemeinsames Durchbrennen, haha. 

An einem Abend hatten wir uns zum Clubbing verabredet. Wir wollten in einen ganz bestimmten Club gehen, wo Ladies freien Eintritt haben. Voraussetzung ist nur ein bestimmter Dresscode, was bei den Damen meint, dass sie High-Heels tragen sollen, neben der üblichen Partyaufmachung. In Berlin ist das ja kein Problem für mich, jetzt stellte dieser Dresscode allerdings eine Herausforderung dar, denn ich hatte ja auf Nias keine High-Heels dabei. (Ich hatte natürlich im Vorfeld wochenlang überlegt, ob ich nicht doch ein Paar mitnehmen soll, hatte mich dann aber dagegen entschieden, da ich ja davon ausging, dass wir dort nur Flop Flops tragen würden.) Also keine High-Heels, keine Party? Also gut, dann eben kein kleines Schwarzes, sondern der schwarze Hosenanzug und die ollen Pantöffelchen, die immerhin ansatzweise hohe Absätze haben und nicht so auffällig deplaziert wirkten wie Flip Flops. 

Als wir die Kleiderfrage gelöst hatten, gingen wir zuerst Essen ins Shangri La, dem besten Hotel & Restaurant der Stadt, laut Nina. Seit dem Terroranschlag auf Bali 2002 sind die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt dramatisch verschärft worden und Sicherheitsbeamte stehen vor jedem wichtigen Gebäude. So auch vor dem Shangri-La. Noch bevor man mit dem Taxi einfahren kann, wird man an einer Sicherheitsrampe von Militärs gestoppt und durchleuchtet: der Fahrer muss den Kofferraum öffnen, dieser wird durchleuchtet, wie auch der Wagen von unten, die Tür wird geöffnet, der Fahrer, Insassen und Handschuhfach gecheckt. Dann erst darf man vorfahren. Bevor man eintritt, muss man wie beim Flughafen durch eine Sicherheitsschleuse treten, die Tasche abgeben, welche wiederum durchleuchtet wird und dann erst darf man die heiligen Hallen betreten. Die ganze Prozedur läuft mittlerweile relativ unbemerkt ab. Im Hintergrund steht ein Panzer, man macht sich aber eigentlich keine Gedanken mehr darüber, denn man gewöhnt sich ja an alles. Allerdings kommt es mir jetzt auch ganz schön abgefahren vor, wenn ich mir vorstelle, vor dem Karstadt wäre so ne Sicherheitsschleuse, oder vor dem Hauptbahnhof. Aber ich weiss es nicht, vielleicht ist es ja mittlerweile schon so. 

Die Sicherheitsprozedur hinter uns lassend, ging es los mit einem sehr schönen, lustigen, wenn auch kurzen Abend. Denn, auch das weiss man ja eigentlich, es ist dann aber doch immer wieder überraschend, die Asiaten vertragen ja keinen Alkohol und so war unsere liebe Nina binnen kürzester Zeit so lustig betrunken, dass wir leider schon gehen mussten. Ich hatte noch nicht einmal mein erstes Glas Wein ausgetrunken, da hat sie sich schon halb tot gekichert, geschwankt und wild geflirtet. Wir fanden das eigentlich sehr witzig und hätten das Schauspiel noch länger bewundert, aber ihre Freundinnen meinten, sie hätte wohl genug und wir sollten lieber nach Hause gehen. Nagut. Wenigstens haben wir jetzt einen Eindruck gewonnen von abgefahrenen Jakarta Clubs, mit GoGo Tänzerinnen und Techno-Beat. Okay, die Musik war nicht gerade brandaktuell, manches davon lief bei uns schon vor gut 5 – 10 Jahren, aber immerhin war das unsere erste Clubnacht nach Monaten. Wir kamen ja direkt aus dem Dschungel und erfreuten uns einfach mal wieder an dieser Form von Unterhaltung. Wenn auch etwas kurz, aber dennoch ein sehr schöner Abend. Jetzt haben wir auch verstanden, warum die Getränke so teuer sind, die trinken ja nix….

Hier noch ein Foto von lovely Nina und die allerletzten Abschiedsfotos, wir in traditioneller niassischer Tracht: Bethelnussbeutel, Schärpe und Anti-Kopf-ab-Holzring.

Nina

Nina

Tradition

Tradition

   

Andie&Ilda

Andie&Ilda

Nina&Andie

Nina&Andie

Abschied

19 Donnerstag Jun 2008

Posted by Andie in Indonesien

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Den Abschied von Nias habe ich gründlich unterschätzt. 

Mann, war das traurig! Unsere lieben Freunde haben uns zum Flughafen begleitet und uns noch lange, lange nachgewunken. Nie werde ich den Augenblick vergessen, wo wir abhoben und sie standen noch unten und winkten. Da schossen mir die Tränen in die Augen und ich musste ganz schön losheulen. 

So schön dieses Abenteuerleben auch ist, aber diese Abschiede gehen mir dann doch ganz schön zu Herzen. 

Jetzt geniessen wir unsere Freiheit in der Hauptstadt Jakarta. Welch ein Kontrast zu unserer Insel! Wir können es uns beim feinen Essen im Restaurant kaum vorstellen, dass wir neulich noch in Hilimehaga durch den Schlamm gewatet sind. Oder beim Einschlummern in unserem weichen Hotelbett denke ich an die unbequemste Matraze der Welt in Hilidohona. Aber dennoch vermisse ich jetzt das Meeresrauschen…

Träume ständig wirres Zeug und muss das alles noch verarbeiten…

Mal sehen, wie es im Iran wird. Die erste seltsame Erfahrung haben wir schon gemacht: der Visumantrag musste mit der Schreibmaschine getippt werden. Woher soll man denn im Jahre 2008 ne Schreibmaschine nehmen??? Unser Hotel hatte noch eine und so konnte der Antrag ordnungsgemäß getippt abgegeben werden. 

Ohoh, gerade wurde ich von einem Moskito gestochen… Hoffentlich krieg ich jetzt kein Malariaaaaaa

 

Und hier noch ein paar Fotos von diversen Abschiedsparties:

 

Ery & Andie

Silvio, Ery & Andie

Silvio & Nina

Nina übersetzt Silvios Abschiedsrede 🙂

 

Ibu KalashnikowaOnkel OleFreiheit Ahoi

oben ein Bild von Ibu Kalashnikowa, Onkel Ole, unten: Arndte jumping- Ahoi Freiheit

Feuerzauber RicoEry

Feuerzauber Rico, Ery

Rob

Rob (jetzt verheiratet mit Ery und quasi verwandt mit Silvio & mir, da Silvio als Representant der deutschen Familie auserwählt wurde)

da da

04 Mittwoch Jun 2008

Posted by Andie in Indonesien

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Abschied, Add new tag

Junge, wie die Zeit vergeht. Nun ist tatsaechlich schon ein halbes Jahr vorueber seit meinem Ablug aus Berlin. Und auch hier stehen die Zeichen schon wieder auf Abschied: am Sonntag werden wir die Insel verlassen. Da da heisst bye bye…
Natuerlich werde ich auch diesmal meine neuen Freunde, Kollegen und Katzen mit einer Traene im Knopfloch verlassen, aber das kennen wir ja schon. Bis dahin werden wir aber noch ein paar Abschiedsparties bestreiten. Es fanden bereits zwei statt und am Wochenende geht es weiter. Am Freitag z.B. hat Ibu Kalaschnikowa Geburtstag, das muss zelebriert werden.

Die letzten Tage geniesse ich in einer recht ausgelassenen Stimmung. Komme mir vor wie kurz vor den Sommerferien. Habe meine Arbeit erfolgreich abgeschlossen, juhu. Heute Nachmittag geht es ein letztes Mal ins Feld und das wars dann.
Der Abschied hier faellt mir um einiges leichter als der Abschied von Berlin. Dennoch kann ich mir gerade schwer vorstellen, dass wir bereits naechste Woche fort sind… Gestern gab es zum Abschied noch ein kleines Erdbeben. War zum Glueck nicht schlimm. Das werde ich definitiv nicht vermissen. Aber die Anlage hier mit dem Haus am Meer und Sonne den ganzen Tag, das wird mir wohl irgendwann fehlen. Aber naja, man kann nie alles haben…

Ab Montag beginnt ein neues Leben. URLAUB. Wie berichtet, werden wir nach Teheran fliegen. Danach noch ein wenig Urlaub in Thailand und Indonesien, denn unsere Fluege gehen ja von hier aus nach Deutschland. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt erstmal auf Urlaub in Teheran, und dann natuerlich auf BERLIN, hurra.
Wir werden im Sommer eine Tour durch Deutschland unternehmen und an allen Stationen Halt machen, wo unsere Freunde leben. Ich denke und hoffe, dass wir alle treffen koennen. Und wer in der Zwischenzeit irgendwo anders lebt, sei es in Spanien, Afrika oder Amerika – keine Sorge, wir kommen vorbei 🙂
Ich versuche, euch von unterwegs aus mit Infos zu versorgen. Mal sehen, wie im Iran die Internetverbindung funktioniert… Bis bald, ich freue mich sehr auf euch!!! 🙂

andere Seite

18 Sonntag Mai 2008

Posted by Andie in Indonesien

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Tradition

Nachdem ich mich nun aufgrund längerer Internetkrise endlich mal wieder melden kann, möchte ich euch mal die andere Seite von Nias vorstellen.

Wir arbeiten ja in einer sehr abgelegenen Gegend und dort herrschen extrem andere Bedingungen. Die Einwohner können sich kaum daran gewöhnen, dass wir „Bulehs“ mit ihnen im Dorf leben und arbeiten. „Buleh“ heisst übrigens Albino und die stehen in der Rangordnung recht weit unten. Kein Wunder, dass sie uns hier meist für blöd halten, was ganz und gar nicht pc ist und worüber ich mich schon einige Male aufgeregt habe – wenn ich auf dem Markt z.B den doppelten oder dreifachen Preis bezahlen soll, nur weil ich weiss bin. Nagut, ich schweife ab…..
Wir hatten letzte Woche Besuch aus Berlin, Nils war da, juhu. Endlich mal ein „Zeuge“. Er wird hoffentlich noch einen Gastkommentar schreiben und die Geschichte bestätigen 😉
Also, zurück zu unserem Dorfleben. Dass wir immer noch mit „Hallo Mister“ begrüßt werden, ist eigentlich ganz süß, kann auf Dauer aber auch nerven. Ein paar Mal habe ich versucht, ihnen klar zu machen, dass ich eine „Miss“ bin, aber das hat nix gebracht. Wenn wir morgens durch das Dorf laufen, um von unserem Häuschen im Feld ins dortige Büro zu laufen (ca. 10 min zu Fuß) rufen und winken uns alle Kinder zu. Jeden Tag, auch auf dem Nachhauseweg grüßen wir brav zurück, auch den einzelnen Personen, die uns über den Weg laufen & Ya’ahowoo („Grüss Gott“) rufen….
Das Büroleben läuft eigentlich ganz normal ab, ausser, dass wir „im Feld“ weder Internet- noch Telefonverbindung haben, dafür aber immer wieder Lampomati („Tote Lampe“). Habe ich schon erzählt, wie Arndte neulich unter seinem Schreibtisch einen länger nicht mehr benutzten Ordner hervorholte und darunter eine Baby-Python auftauchte? Naja, ganz normal eben 🙂
Richtig heftig wird es aber, wenn wir einen Ausflug in eines unserer sehr weit entfernt gelegenen Dörfer im Projektgebiet unternehmen. Nils‘ Besuch habe ich zum Anlass genommen, mal ein wenig raus zu kommen und wir haben uns auf den Weg nach Hilimehaga gemacht. Es liegt im Südosten von Nias, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen… Man muss einen zweistündigen Fussmarsch über einen kaum wahrnehmbaren „Pfad“ bewältigen, der durch dicke, fette, tiefe Schlammlöcher führt, über Flüsse, die man entweder zu Fuss durchquert oder sich an zusammen gebrochenen Brücken darüber hangelt, durch Reisfelder, knietiefe Pfützen, eher Wasserlöcher, das alles im feuchtheissen, tropischen Klima durch den Dschungel. Anfangs waren wir noch etwas vorsichtig und versuchten, unsere Schuhe rein zu halten und die Füße nicht in den Schlamm rutschen zu lassen. Allerdings mussten wir schon bald fest stellen, dass das vergebens ist, denn um durch diese Schlammlöcher zu waten bedarf es feinmotorischer Übung, die wir leider nicht hatten. Deshalb, Augen zu und durch den Schlamm. Da es für uns das erste Mal war, war es zwar besonders anstrengend, aber auch lustig. Wir waren ja nicht ganz allein, sondern in der Gruppe mit unserem Projektkoordinator Arndte, unseren Architekten Rico und Nicole und drei lokalen Mitarbeitern, wovon einer die Führung übernahm um uns durch den Schlamm zu lotsen. Besonders schwierig wurde die Tour durch unser Proviant von Wasser und „Bungus“, so nennt man „Reis-Fast Food“, das man in einem kleinen Plastikbeutel bekommt, und das beides mein Gleichgewicht beim Versuch, möglichst leicht und elegant die Schlammgrube zu überqueren, empfindlich störte. Wir schwankten und hangelten uns also über die riesigen Matschfelder und das hatte definitiv etwas slapstick-artiges 🙂
Nach dem zweistündigen Marsch durch den Schlamm machten wir Halt in einem der für die Reparatur vorgesehenen Häuser und kauten erstmal schön Bethelnuss. Nils und ich sind schon bei der Verlobungsparty von Robert & Ery auf den Geschmack gekommen und ich habe mir zeigen lassen, wie man das traditionell herstellt: Du nimmst die frische Bethelnuss, schälst sie, und wickelst sie in ein mit Kalk bestrichenes Blatt. Das ganze wird dann gekaut und hat eine erfrischende und anregende Wirkung, die den Speichelfluss anregt und dein Zahnfleisch rot färbt. Man sieht ein bisschen aus wie ein Vampir, der eben einen frischen Jungfrauenhals ausgetrunken hat, man hat auch einen leicht irren Blick, aber immerhin gelingt dann der weitere Marsch zum nächsten Dorf wie im Fluge. Das allerletzte Dorf liegt an einem Flussbett, es sieht ein wenig aus wie an der Isar in Bayern, nur leider ist das Wasser nicht ganz so kühl. Wir haben uns trotzdem mit Klamotten in die Fluten gestürzt, sehr zur Belustigung der Kinderschar aus dem Dorf, die uns belustigt, gar kreischend, zugesehen haben. Wir schwammen also in dem herrlichen Fluss, und kaum waren wir wieder draussen – schwamm eine giftgrüne Schlange an uns vorbei. Gruslig! Wir wissen nicht genau, ob sie wirklich giftig war, angeblich ja, aber allein der Gedanke, dass wir da eben noch im Wasser waren und sie nur gewartet hat, dass wir endlich abhauen war mir schon unheimlich.
Naja, wir haben das ganze ja überstanden und auch den Weg zurück überlebt, aber waren schon erleichtert, als wir auf dem Rückweg gesund und munter unser warmes Bier geniessen konnten 😉

Habe ja eben schon die Verlobung von Robert & Ery erwähnt. Die beiden sind eines der vielen indonesisch-deutschen Paare, die sich vor den Traualtar wagen (müssen). Die hiesigen Heiratsbräuche sind recht verschieden von den unsrigen. Es gilt bis zur Hochzeit jede Menge Zeremonien zu bestreiten. Ich glaube, ich war jetzt schon auf drei verschiedenen Verlobungsparties von den beiden. Die letzte, offizielle, Zeremonie, war in Lahewa, im Nordwesten von Nias. Dort leben die Eltern und Verwandten von Ery. Um überhaupt heiraten zu dürfen, musste Robert stolze 11.000.000 (elf Millionen!) Rupiah Brautpreis auf den Tisch legen. Das sind ca. 1.100 US$. Das durfte er aber nicht direkt an die Eltern übergeben, sondern an einen Unterhändler. Bei der letzten Veranstaltung handelte sich um die Ringtauschzeremonie. Dafür werden die Ringe in Wasser gelegt (damit man schon mal „mit allen Wassern gewaschen“ ist) und mit Mhyrre dem Heiligen Geist näher gebracht. Die Braut darf während der ganzen Veranstaltung nicht lachen, sondern muss vorgeben, todunglücklich darüber zu sein, das Elternhaus zu verlassen. Es fliessen also jede Menge falscher Tränen und ne Menge Kohle. So wird sich auch die Mutter die letzte Umarmung und den letzten Kuss ihrer Tochter nach der Hochzeit teuer erkaufen: happige 1,5 Mio. kostet der Spass. Und dann kommt natürlich noch die Hochzeitsfeier hinzu, bei der bevorzugt gekochter Schweinekopf und Schweinehirn gereicht wird. Hmm…..lecker. Bis auf uns dumme Bulehs haben auch alle schon bei der Verlobung kräftig zugelangt… Bei der Hochzeitsfeier wird das Brautpaar auch nicht, wie bei uns, reichlich beschenkt, sondern muss den Gästen sogar noch Souvenirs mitgeben. Strange, but true. Nix gegen andere Sitten, aber für uns erscheint das alles recht unecht und unfair.

Naja, andere Länder, andere Sitten… Eine weit verbreitete Freizeitbeschäftigung stellt das Abschiessen von Singvögeln dar. Habe heute in dem Grundstück neben uns ein paar komische Typen rumschleichen sehen – mit ner Knarre in der Hand. Kam mir ein bisschen unheimlich vor, wie sie da mit ihrer Waffe vor unserem Haus rumhantiert haben. Allerdings haben sie „nur“ ein paar Vögel versucht abzuschiessen. Eine Delikatesse für Indonesier: Vogel am Spiess. Die erlegten Tiere werden frittiert und auf Satéspiesse aufgepickt.
Dafür habe ich mir dann am heiligen Sonntag schon um 11h ein Bier aufgemacht. Ist wahrscheinlich für die Eingeborenen ebenso unverständlich und mir hilft es, das alles mit einem müden Lächeln zu kommentieren.

Wie einladend ein echter Niasse mit Knarre aussehen kann, seht ihr auf dem beigefügten Foto. Das hat Arndte letzten Freitag bei einer Baustelleninspektion gemacht.

So sieht wahrscheinlich auch der Kerl aus, der bereits zum zweiten Mal in unserem Haus eingebrochen ist. Beim ersten Mal kam er gegen 4h nachts und hat sich in das Zimmer der darin schlafenden Ilda geschlichen. Hat ihr ganzes Geld geklaut und danach noch die Chuzpe besessen, bei uns (mir und Arndte) einlaufen zu wollen. Allerdings habe ich ja einen extrem leichten Schlaf und bemerkt, dass da jemand die Tür zu unserem Zimmer aufmacht. Habe versucht, Arndte zu wecken, der erstmal „Erdbeben“ rief. Nee, kein Erdbeben – Einbrecher. Natürlich ist der Kerl unerkannt verschwunden, hat es dann aber einen Monat später wieder erfolgreich geschafft, uns auszurauben. Unser Kollege Daniel hat ihn sogar noch gestellt, dennoch konnte er entkommen – mit Ildas Computer, Blueberry, Schmuck und Tasche. Verdammt!

Seitdem haben wir vierfachen Stacheldrahtzaun um unser Grundstück, riesige Scheinwerfer beleuchten uns des nachts und die Security wurde verstärkt. Mutet ein bisschen KZmäßig an, aber wir nehmen es mit Humor.

Nur mit Humor kann man auch die seltsame Vorliebe der Einheimischen und mancher angeheirateter Indonesier verstehen, die für die furchtbar stinkende Frucht Durian schwärmen. Im Moment haben wir Hauptsaison und das Zeug wächst und stinkt überall. Es stinkt wie vergammelte Melonen, vermischt mit einem leichten Zwiebelaroma. Man sagt, es stinkt wie die Hölle, aber schmeckt wie der Himmel, aber ich war bisher noch nicht fähig, es über mich zu bringen und das Zeug zu versuchen. Es stinkt jedenfalls zum Kotzen und ich werde diesen zweifelhaften Genuss wohl auslassen. Ich bin ja wahrscheinlich nicht besonders ignorant und versuche fast alles, aber Durian – nee, danke. Gestern Abend hatten wir wieder eine der vielen Feten hier und als die Leute dann ihren Durian anschnitten, habe ich mich verzogen. Vielleicht im nächsten Leben. Dann halte ich mich lieber an die Bethelnuss.

So viel also für heute von meinen interkulturellen Erfahrungen.
Erdbeben gab es übrigens keine nennenswerten. Nach dem Ausflug zur Ringtauschzeremonie in Lahewa haben wir eines knapp verpasst (wir waren schon weg, als es schwankte) und heute morgen gab es auch eins, aber nur ganz leicht.

Wir haben jetzt nur noch drei Wochen hier, dann haben wir es geschafft. Wir haben unsere Verträge nicht verlängert und werden im August wieder Berlin heimsuchen 🙂

Über Ostern waren wir ja in Melbourne, wo es phantastisch war und ich am liebsten gleich geblieben wäre. Leider ging das nicht gleich, aber die Chancen stehen gut, dass wir dort noch mal vorbeischauen und uns evtl. auch anpflanzen.

Als nächstes Ziel steht erst mal Teheran an. Wir wollen dort Arndtes Schwester besuchen, die dort für die deutsche Botschaft arbeitet. Wird bestimmt auch noch mal ein schöner Kulturschock 🙂 Wir hatten geplant, eine Fahrradtour durch den Iran zu unternehmen. Dann haben wir erfahren, dass Radfahren für Frauen verboten ist – achso… Naja, wird bestimmt trotzdem aufregend 🙂

Ich freue mich jedenfalls schon darauf, euch allen alle Einzelheiten zu erzählen! Bis bald! 🙂

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