Schlagwörter
Bergziege, Fair Trade, färben, Handarbeit, Kaschmir, Kunsthandwerk, Pashmina, Qualität, stricken, weben
Wenn die Temperaturen sinken, steigt die Nachfrage nach Kaschmirpullis. Bei einem Besuch in der Kaschmirfabrik unseres Vertrauens fragen wir uns: Wie entsteht eigentlich ein Kaschmirpulli?
Ein wollig weiches Geschäft
Kaschmirfabrik. Das klingt nach einer riesigen Halle voller Maschinen mit einem rauchenden Schlot irgendwo am Rande der Stadt. Stattdessen empfängt uns ein freundliches, helles Gebäude mitten in einem Wohngebiet in Kathmandu. Hier befindet sich die Produktionsstätte von S.K. Handicrafts Export, unserem Lieblingskaschmirladen in Thamel.
Der Manager führt uns herum und zeigt den Produktionsprozess vom Garn zum Pulli.
Bevor es losgeht, muss die Wolle aus der Mongolei eintreffen. Da es in Nepal nicht ausreichend Wolle von der Bergziege gibt, wird die Ware importiert. Keshab, der Chef des Unternehmens S.K. Handicrafts Export, bezieht die Wolle seit fünfzehn Jahren vom selben Händler.
Das Rohmaterial wird in der Strickabteilung vorbereitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Strickmaschine fertigen jeweils einen Bestandteil, etwa den Ärmel, Vorder- oder Rückenteil. Die Bedienung der Strickmaschine wirkt auf den ersten Blick simpel. Allerdings geht es dabei nicht nur hin und her, sondern man muss für jedes Teil einem bestimmten Plan folgen, nach welchem das Muster gestrickt wird. Daher ist die Arbeit recht anspruchsvoll und es ist gar nicht so einfach, fähige Mitarbeiter zu finden. Zum Glück für Keshab bleiben ihm die meisten Angestellten schon jahrelang treu.
Nachdem die Ware vorbereitet ist, beginnt der Färbeprozess. Die Teile werden zunächst abgewogen, damit der entsprechende Farbanteil in das saubere Wasser gemischt werden kann.
Wolle von der erwachsenen Ziege kann in kräftigen Farben eingefärbt werden. Die noch hochwertigere, ganz feine Wolle der jungen Ziege („Baby Goat“) verträgt nur natürliche Farben, also Grautöne, Beige und Braun. Nach dem Färben wird die Farbe im Wollwaschgang bei 40 Grad fixiert, damit die Farbe ihre Leuchtkraft behält.
Wichtig: die Kaschmirprodukte sollten später nur mit der Hand gewaschen und im Liegen auf dem Wäscheständer getrocknet werden. So bleiben sie schön kuschlig weich und behalten ihre Form. Die Wolle ist zu kostbar, um sie in die Maschine zu stecken! Bei Kaschmirwolle entstehen nach einer Zeit kleine Knötchen, die kann man mit einem Wollkamm vorsichtig entfernen.
Ist die Ware eingefärbt, wandert sie in die nächste Abteilung, wo sie gebügelt wird und die Maße genau kontrolliert. So wird sichergestellt, dass alle Teile exakt die gleiche Größe und Länge haben. Die Einzelteile werden in der nächsten Abteilung zusammengenäht.
Wenn das Produkt fertig ist, kontrolliert der Meister der Maße („Master of Measurement“) noch einmal ganz genau, ob die Abmessungen stimmen. Sobald der Meister fertig ist, wandert die Ware in die Qualitätskontrolle. Hier wird geprüft, ob alles in Ordnung ist, und ggf. kleine Fehler sofort repariert. Erst dann wird das Produkt zum Verkauf freigegeben und nach Thamel geliefert, oder kommt in den Versand nach Europa.
Weben ist Kunst
Neben Pullis, Ponchos und Cardigans bietet S.K. Handicrafts Export auch Schals und Decken an. Diese werden nicht gestrickt, sondern gewebt. Auch das wollen wir uns ansehen.
Die Arbeiter am Webstuhl kommen aus dem Terai, im Süden des Landes, etwa 150 Kilometer von Kathmandu entfernt. Die meisten arbeiten schon seit zehn, fünfzehn Jahren für Keshab. Warum kommen sie aus dem Terai? „Sie haben die besseren Einfälle“, sagt Keshab. Weben ist eben auch ein Kunsthandwerk. Der Prozess erfordert höchste Konzentration, bei dem mit den Händen das Garn bewegt und per Fusstritt das Muster bestimmt wird.
Hochwertige Handarbeit
Nach dem Besuch in der Kaschmirfabrik wirken die Pullis und Schals noch wertvoller, jetzt, wo wir gesehen haben, dass jedes einzelne Produkt von Hand gearbeitet ist. Überdies bietet Keshab nicht nur hochwertige Produkte, sondern den insgesamt 60 Angestellten einen sicheren, sauberen und hellen Arbeitsplatz, mit geregelten Arbeitszeiten und Pausen. In einem Restaurant um die Ecke werden die Angestellten sogar mit Mittagessen versorgt. Zurecht wird S.K. Handicrafts Export auch als Fair Trade Betrieb ausgezeichnet.
Keshab erklärt den Unterschied von Pashmina und Kaschmir und verrät seinen Kunden auch gern einen einfachen Test, mit dem man die Qualität überprüfen kann. Damit unterscheidet sich der Laden von den vielen anderen Geschäften in Thamel, die Fake Produkte verscherbeln.
Es ist definitiv der beste Kaschmirladen in ganz Thamel, der seit über 20 Jahren beste Qualität verkauft. Wer es nicht nach Kathmandu schafft, kann die Ware auch in Lalitpur und Bhaktapur erhalten oder online bestellen.