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Boudhanath, Dach der Welt, Manaslu, Mount Everest, Nagarkot, Sagarmatha
Wenn es geregnet hat, dann weiss der Kathmandurianer: am nächsten Tag ist freie Sicht auf den Himalaja geboten. Also nichts wie rauf auf’s Motorrad und raus aus der Stadt.
Wie jede Jahreszeit hat auch der Winter seine Vorteile. Die kalte Luft ist nicht so dunstgeschwängert wie während des Monsuns. Auch wenn es auf Dauer anstrengend ist, abends ohne Heizung zu frösteln, und nachts unter kiloschweren Decken zu schlafen, versöhnt uns die Aussicht auf einen Ausflug mit Bergsicht.
Treffpunkt ist eine der wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten: Boudhanath. Schnell noch im Uhrzeigersinn mit den Gläubigen eine Runde um die Stupa gedreht, dann sind die guten Geister eingestimmt auf die abenteuerliche Fahrt durch die schmuddeligen Strassen Kathmandus. Wir wollen hinaus in die Natur, freuen uns auf staub-und smogfreie Sicht.
Nach dem bekannten Motto „Von Staub zu Spritz“, mit Staubmasken vor dem Mund und dick eingepackt in warme, strapazierfähige Klamotten, arbeiten wir uns durch den chaotischen Verkehr der Hauptstadt. Mit dem Motorrad kommt man besser voran als mit dem Auto, und so erreichen wir nach gut anderthalb Stunden unser Ziel: Nagarkot, ca. 30 Kilometer östlich von Kathmandu.
Vor Freude springen wir auf und ab – also ich jedenfalls 🙂 So klar und weit und in all seiner Pracht haben wir den Himalaja noch nie gesehen; zumindest aus dieser Perspektive auf 2.175 Höhenmetern.
Bei klarer Sicht überblickt man ein breites Spektrum des östlichen bis zentralen Himalaja, vom Manaslu bis zum unvergleichlichen Mount Everest. Egal, wie oft man die Berge schon gesehen hat, sie verzaubern in ihrer erhabenen Anmut jedes Mal aufs Neue. Hier versteht man wieder, warum man es das Dach der Welt nennt.
Wenn man nicht mehr genau weiß, wie der größte Berg der Welt gleich noch aussieht, zieht man einfach einen Geldschein aus der Tasche. Der Everest, eigentlich Sagarmatha bei den Nepalis, ist auf allen Rupien-Scheinen und auch auf jeder Münze abgebildet.
Dann das Bergmassiv absuchen (die ungefähre östliche Richtung sollte man schon wissen) und die Form abgleichen. Durch die Entfernung und je nach Standpunkt ist er logischerweise nicht unbedingt der Höchste in der Reihe der anderen Acht- und Sieben- und Sechstausender. Aber der Buckel ist unverkennbar.
Mount Everest für Faule
Wenn man übernachten möchte, gibt es einen Geheimtipp: das Farm House.
Etwas abseits der Hauptstrasse – es gibt nur diese eine Strasse – liegt ein wunderschönes Resort, das seinen Namen auch verdient. Die Zimmer sind im tibetanischen Stil eingerichtet, mit dicken Teppichen und Ziegenwolldecken und einer breiten Fensterfront.
Hier kann man den höchsten Berg der Welt sogar vom Bett aus bewundern. Somit kann man sich das frühe Aufstehen und den Aufstieg zum Aussichtspunkt sparen und faul im Bett bleiben. Abends liegt man mit einer Wärmflasche im kuschligen Federbett beim knackenden Feuer aus dem Holzofen. Ich schliesse die Augen und sehe nur Berge.