Engel

Schlagwörter

, ,

Mit meinen blauen high-heels und enger weisser Hose zu türkisem Spaghetti-Shirt bin ich eigentlich unpassend gekleidet für die Kirche. Ich stehe inmitten einer Gruppe Gläubiger, die gerade die Heilige Kommunion empfangen haben. Ich bekreuzige mich rasch gen Jesus, mache einen Knicks und wende mich ab, um in der nächst besten Bank hinter mir noch einen Sitzplatz zu ergattern. Dort ist eine kleine Nische, in die quetsche ich mich freundlich murmelnd hinein.

Ich blicke auf meine Sitznachbarin links von mir und erkenne plötzlich meine Mutter, neben ihr meine Oma, deren Aura gleissend hell erstrahlt. Sie spricht meinen Namen und freut sich, mich zu sehen. Ihr gütiges Lächeln breitet sich über mir aus wie eine warme Umarmung. Ich wache auf.

Museum of Contemporary Art

Schlagwörter

, , ,

Bemerkenswert finde ich, dass einige Museen in der Stadt keinen Eintritt erheben, so auch das Museum of Contemporary Art (MCA). Das Museum wurde im letzten Jahr erweitert und zeigt sich nun auch architektonisch ganz modern als Anbau eines Gebäudes aus den 1950ern.

ExtensionBei einem Spaziergang durch The Rocks, Sydneys ältester Gegend, wo die Besiedelung der Stadt ihren Ursprung nahm, kommt man am MCA nicht vorbei. Um nicht nur an der schönen Oberfläche Sydneys zu kratzen, wollten wir mal sehen, was das MCA zu bieten hat. Von außen lockte schon seit einiger Zeit die vielversprechende Ankündigung einer mir bis dato unbekannten Künstlerin, Wangechi Mutu, die wollte ich mir nicht entgehen lassen.

FrontSchon das Foyer bietet einen interessanten Vorgeschmack darauf, was es darin wohl zu entdecken gibt. Foyer

Die Werke der aus Kenia stammenden und in Brooklyn lebenden Wangechi beschäftigen sich mit dem Spannungsfeld aus Schönheit, Kolonialismus, Herkunft und Geschlechterrollen. In faszinierender Collage-Technik schnippelt sie beispielsweise Auszüge aus Hochglanzmagazinen heraus, klebt sie wild auf konträr wirkende Werbeprospekte und übermalt das Ganze mit blutroter Tinte. Auch wenn nicht alle Exponate meinen Geschmack trafen, faszinierend war die Ausstellung auf jeden Fall.

Mein Lieblingsstück ist dieses hier: Wangechi_MutuNeben zeitgenössischer, durchaus auch witziger modern art

bloody-hell_72_800

 

sticks swan… zeigt das MCA auch eine beeindruckende Sammlung von aboriginal art. Hier noch ein paar heimliche Aufnahmen:

aboriginal aboriginals colour blocking1 colour blocking2

Wer nach all den Exponaten immer noch nicht genug Kunst gesehen hat, setzt sich bei einem leckeren Mittagessen ins Museumscafé und entdeckt, dass hier sogar der Teppich mit seinem colour blocking noch als Kunst durchgeht.

redpink carpet

Hebt man den Blick, findet sich plötzlich die vielgerühmte Oper aus nächster Nähe gegenüber. Übrigens lohnt sich ein genauer Blick auf die Opernflügel: sie bestehen aus exakt 1.056.000 kleiner Keramikfliesen. Diese eignen sich sogar sehr gut für Videoprojektionen, wie wir staunend beim diesjährigen VIVID Sydney Festival feststellten. Die Oper ist in meinen Augen wahrlich ein Kunstwerk.

Herzlichen Glückwunsch übrigens zum 40. Geburtstag, liebe Oper. Ich hoffe, ich sehe mit 40 auch noch so gut aus 😉

opera

Wohnungssuche

Schlagwörter

, ,

Nun sind wir ja schon ein halbes Jahr zu Gast bei Daniela und Amir (an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön!), da wird es doch allmählich an der Zeit, sich nach den eigenen vier Wänden umzusehen. Wie rege der Immobilienmarkt Sydneys ist, kennen wir ja durch unser Tagesgeschäft der „Building Inspections“. Hier werden ständig Häuser an- und verkauft. Wer sicher sein will, dass die Bausubstanz frei von Schäden ist, bucht uns 🙂 Dann kommen mein Schwager und Arndte, sehen sich das Anwesen an und hinterher schreiben sie einen Bericht über mögliche Vorkommnisse. Für die Häuser werden dann teilweise astronomische Preise aufgerufen, die bei uns für Kopfschütteln sorgen. Auch bei Mietwohnungen dreht sich alles um location location location und so düsen wir nun durch die Stadt, um eine kleine, bezahlbare Wohnung in einer netten Umgebung zu finden. Das ist aber wieder eine Herausforderung! Einerseits spannend, weil wir so die Stadt ein bisschen besser kennen lernen. Dann aber auch ein wenig deprimierend, wenn man sich das Angebot genauer ansieht.

In den Wohnungsanzeigen sind nicht die Quadratmeter angegeben, sondern nur die Anzahl der Räume und Mietpreis pro Woche.  Da werden dann für eine etwa 15qm Wohnung (also ein Raum mit kitchenette, wie es hier so schön heisst) schon mal 1200 Dollar (etwa 835 Euro) fällig. Huch. Mieter haben im Allgemeinen keinen so hohen Stellenwert wie Käufer und Neu-Australier im Besonderen verfügen über einen sehr geringen Status. Denn, wie wir jetzt gelernt haben, für eine Wohnungsbewerbung bedarf es neben den üblichen Unterlagen wie Gehaltsabrechnung, Ausweiskopie etc. auch detaillierter Angaben zum aktuellen und vorherigen Arbeitgeber (unter Angabe der Adresse; am besten eine australische), dazu Auskunft über die voran gegangene Wohnsituation und, neu für uns: Referenzen. Jawohl. Hierfür benötigen wir sowohl formale Referenzen, wie z.B. unseres Arbeitgebers, aber auch persönliche Referenzen von Freunden, die aber nicht mit uns zusammen leben dürfen. Im Grunde will man herausfinden, ob man solvent und in der Lage ist, die kleine Bude auch bewirtschaften, sprich: sauber halten zu können. Neu mit diesen Anforderungen konfrontiert, learning by doing eben, haben wir das bei den ersten Bewerbungen nicht ganz so ernst genommen und prompt die ersten Absagen kassiert. Auch reicht es nicht, sich als Paar gemeinsam zu bewerben, nein, es sollte doch jeder eine eigene Bewerbung abgeben, die mitunter dann auch noch mal $30 kostet. Ein teuer Spass, dieses Wohnungs-Sightseeing 😉

Wenn man dann mal eine Wohnung ergattert hat, sind strikte Regeln einzuhalten. So ist es beispielsweise verboten, Nägel oder sonstige Halterungen anzubringen. Bilder dürfen grundsätzlich nur mit Klebestreifen aufgehängt werden. Da verbietet es sich von selbst, an schwere Rahmen auch nur zu denken. Auch kleinere An- und Umbauten sind untersagt. Selbst Reparaturen dürfen aus versicherungstechnischen Gründen nicht selbst erledigt werden. Hierfür schickt der Vermieter, wenn überhaupt, zumeist erst nach mehrmaligen freundlichen (!) Aufforderungen, Handwerker vorbei. Das in Deutschland gängige Druckmittel, die Miete zu kürzen, sei hier nicht empfohlen. Denn wenn die Miete auch nur für eine Woche ausbleibt, kann der Vermieter die sofortige Räumung veranlassen – und wird dies sicherlich auch tun, hier wird nicht lange gefackelt. Sollte doch einmal ein Handwerker auftauchen, so erfolgt hierfür nicht unbedingt eine Vorankündigung. Es kommt durchaus vor, dass der Mieter an einem benutzten Glas in der Spüle erkennt, dass jemand in der Wohnung war.

Es kann aber auch der agent mit Wohnungsinteressenten sein. Wir fanden uns auch schon inmitten der persönlichen Habe eines Mieters wieder, dessen Wohnung gerade zur Besichtigung freigegeben wurde. Ob er davon wusste, dass zwanzig Leute in seinem Schlafwohnbadezimmer mit Küchenzeile stehen würden? Aber immerhin bot die Wohnung eine spektakuläre Aussicht auf die skyline. So bietet die Wohnungssuche eben auch Einblicke in ein ganz anderes Sydney 🙂 Und reichlich Gelegenheit, die Aussicht von der harbour bridge zu geniessen oder die zu unrecht gänzlich unbekannte Anzac Bridge zu bestaunen.

Buschbrände

Schlagwörter

, ,

Im letzten Bericht habe ich noch von der klaren, frischen Luft hier geschwärmt. Heute hat sich die Atmosphäre dramatisch gewandelt. Ich sitze bei über 30 Grad mit geschlossenen Fenstern in meinem Zimmer und beobachte den aufziehenden Sturm. Der sonst so strahlend blaue Himmel erscheint milchig-gelb, es riecht bereits heftig nach Lagerfeuer und die ersten Sirenen heulen im Hintergrund.smog

Selbst meine singenden Freunde sind verstummt. Nur ein kleiner Nachbarshund kläfft aufgeregt. Der heftige Wind schmettert offene Türen zu und zerrt an losen Jalousien. Derweil biegen sich die Palmen vor meinem Fenster und neigen ihre Spitzen bedrohlich. Es fühlt sich ein bisschen apokalyptisch an zu wissen, dass sich gerade irgendwo ein Buschfeuer seinen Weg durch trockene Sträucher frisst. Das ausgedörrte Buschland brennt wie Zunder.

Auch wenn ich mich in relativer Sicherheit wiege, weiss man hier nie genau, wie heftig die Brände wüten. Das Wetter hier ist meistens angenehm, allerdings auch extrem und unberechenbar. Daher rühren auch die explosionsartigen Brände. An einem Tag haben wir 37°C, am nächsten 19°C. Heute haben wir 33°C, morgen sollen die Temperaturen auf 23°C fallen. Temperaturen von über 30 Grad kombiniert mit starken, heissen Winden, befördern die Buschbrände und erschweren zudem erheblich deren Bekämpfung.

stormDieses Jahr erwarten die Behörden eine erhöhte Feuergefahr in New South Wales — aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen bereits seit Anfang des Jahres. In Sydney hat das australische Wetterbüro gar den wärmsten Winter aller Zeiten registriert bei zugleich unterdurchschnittlichen Regenfällen in den Monaten Juli und August.

Heute Vormittag hat mir meine Kollegin Narelle noch von einem verheerenden Brand am letzten Sonntag erzählt. Während eines Schwimmwettbewerbs im Olympiastation fingen plötzlich mehrere Autos auf dem Parkplatz Feuer. Durch umher fliegende Funken entzündete sich erst eines der geparkten Autos, dann noch eines und noch eines, bis insgesamt 43 Wagen völlig zerstört und weitere 30 beschädigt waren. Auf Fotos sieht es aus wie in Berlin nach dem 1.Mai früher.

Wegen der erhöhten Brandgefahr im Frühling und Sommer sprechen die Behörden regelmäßig Verbote aus, mit Feuer zu hantieren. Zur Orientierung befinden sich an den highways überall Schilder, die auf die jeweilige Gefahrenhöhe verweisen – damit niemand auf die Idee kommt, seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster zu werfen.

Fire RatingDie Polizei nimmt das sehr ernst und beobachtet besonders gefährdete Stellen genau. Zurecht, denn die Schäden gehen nicht nur in Millionenhöhe, sondern zerstören auch Menschenleben. So wurde mir von Bewohnern berichtet, die ihre Häuser nicht aufgeben und selbst das Feuer löschen wollten. Während sie sich voll auf eine Feuerfront konzentrierten, bemerkten sie nicht, dass sie vom Feuer eingekesselt waren. Irgendwann kamen sie auf die vermeintlich rettende Idee, im kühlen Nass des Swimmingpools Schutz zu finden. Dabei sind sie jedoch im kochenden Wasser grausam umgekommen.

Soweit wird es hier nicht kommen, denn wir leben relativ nah am Zentrum, wo sich das Feuer kaum ausbreitet. Die Gefahr besteht jedoch per se überall, eben durch Funken, die vom Wind getragen werden. Der jetzt düstere Himmel birgt einen Vorgeschmack auf die Brände, die in diesem Jahr noch folgen werden. Der Wind ist etwas abgeflacht und der Himmel erscheint jetzt senfgelb. Zeit, die Nachrichten anzuschauen…

dark skyline_Kim Arlington

Offenbar brennen gerade über hundert Buschfeuer im ganzen Bundesstaat, davon sind 40 ausser Kontrolle geraten. Anscheinend sehen wir uns gerade mit der schlimmsten Feuergefahr seit einer Dekade konfrontiert. Jetzt wird auch vor der Luftverschmutzung durch Russ- und Staubpartikel gewarnt. Kann ich nur bestätigen, die Luft ist tatsächlich zum Schneiden schwer. Der Himmel erscheint jetzt grau-orange, die Sonne rot.

Eines der Buschfeuer ist nur 25km von hier entfernt, zum Glück ist es aber unter Kontrolle. 

carpark_Jason Lodgeredsun_Jonathan Carroll-Newcastle Heraldbridge_Chris Lane

Und nachdem sich die Lage beruhigt hatte, endete der Abend so, mit kitschig rosarotem Sonnenuntergang:

sunset

North Sydney — Lavender Beach

Schlagwörter

, , , ,

Für eine 4,6 Millionenstadt bietet Sydney eine überraschend klare Luft, besonders jetzt im Frühling, wo in den Strassen die Büsche und Bäume aufblühen. Die wunderhübschen Jacarandabäume erinnern mich an den heimischen Flieder, sind allerdings um einiges größer.

JacarandaJacaranda harbour

Bei einem Spaziergang durch die Stadt begegnen sie mir überall, so auch auf unserem Weg durch North Sydney zum Lavender Beach. Die Gegend liegt hinter der harbour bridge am flacheren Nordufer des Hafens. Eine anmutige Gegend. green house

lighthouse

Gleich gegenüber der weltbekannten skyline von Sydneys CBD (central business district) gelegen, birgt sie stille Strassen und Wege mit malerischen Häuschen, umrahmt von blühenden Jacarandas und duftenden Frangipanibüschen.

Wie gewohnt schiebt sich die harbour bridge auch hier wie ein alter Onkel, der mit auf’s Bild will, heimlich in die Szenerie, während auf der von der Bucht abgewandten Seite eine altehrwürdige Kirche völlig vergessen macht, dass wir hier in Australiens größter Stadt unterwegs sind.

church

Biege ich um die Ecke oder bewege mich an Gartenmauern und Häuserschluchten vorbei, erhasche ich immer wieder einen Blick auf den leuchtend blauen Hafen, der durch die strahlend weißen Segelboote noch hypnotisierender wirkt. Unter Schatten spendenden Bäumen folgen wir einem verwachsenen und verwunschenen Pfad, der uns runter an die Bucht führt, und mit dem luna park im Hintergrund nun gleich mehrere Attraktionen auf einmal vorführt.

3strokessculpture

Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die ruhigen Strassen stehen wir einen Augenblick später auf einer Autobahnbrücke mit einer spektakulären Aussicht auf die skylineskyline

Es gehört zu den Sydney typischen Erfahrungen, dass man in einem Moment glaubt, man sei in einem gemütlichen Vorort gelandet, nur um sich im nächsten Moment im Getöse der Großstadt wiederzufinden. Aber die Gegensätze sind es, die Sydney so reizvoll machen.

Aboriginal

A_Phonebox

Der perfekte Sonntag

Schlagwörter

, , ,

Am Wochenende konnte ich mich über einen perfekten Sonntag freuen. Dieser beginnt für mich mit ausschlafen und dann einer halben Stunde Pilates. Meine Lieblingstrainerin ist auf youtube jederzeit für mich verfügbar und bringt mich regelmäßig ganz schön ins Schwitzen 🙂

Nach einem leckeren Frühstück mit Brot von Iggy’s Bread of the World geht’s dann raus in die Sonne.

Eines der besonders schönen Dinge an und um Sydney sind die vielen, vielen Strände rundherum. Dort hinzukommen ist mit dem Auto ganz leicht. Wenn man allerdings auf den Bus angewiesen ist, gestaltet sich die Anreise schon schwieriger. Denn man geht nicht einfach zur Bushaltestelle und wartet dort, bis er kommt, steigt ein und kauft eine Fahrkarte. Hier ist es ein bisschen komplizierter. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten (so die offizielle Begründung), sind die meisten Busse „PrePay“, man muss also schon im Besitz einer gültigen Fahrkarte sein, um mitfahren zu dürfen. Die Tickets gibt es leider nicht an jeder Ecke, sondern nur in ausgewiesenen Shops. Also muss man vor jeder Abfahrt einen größeren Umweg einplanen, um erst einmal an die begehrten Bustickets zu kommen und sich dann auf den Weg zur Busstation machen. Und da die Busse sonntags nur alle halbe Stunde fahren, bedarf es eines guten Zeitmanagements, um rechtzeitig anzukommen, damit man nicht ewig warten muss. Natürlich kaufen wir immer gleich mehrere Tickets, um uns den Umweg zu ersparen, aber bei einem Preis von 4 Dollar überlegt man sich schon genau, wie viele man wirklich benötigt.

Nach einer Stunde Busfahrt (mit dem Auto 20 Minuten) in Dee Why angekommen, ist der Ärger aber verflogen, denn der wunderschöne Strand ist den Aufwand wert. Auf ins Wasser! Um nicht vom Hai gefressen zu werden (*g* was ziemlich unwahrscheinlich ist, eher wird man vom Blitz getroffen oder ertrinkt wegen der starken Strömung), vor allem aber, um ungestört vom wilden Wellengang schwimmen zu können, bevorzuge ich die „Rock Pools“. Das ist eine ganz Sydney typische Erfindung, nämlich in den Felsen eingelassene Schwimmbecken, die durch das Meerwasser befüllt werden. Man schwimmt also im Meer, ist aber vor weiteren Gefahren, die im Wasser lauern könnten, Quallen zum Beispiel, gefeit. Herrlich!

Zurück geht’s dann wieder mit dem PrePay Bus, in den man dann ganz vergnügt einsteigt und sich keine Gedanken mehr darüber macht, dass man sich morgens noch über die komplizierte Fahrkartenbeschaffung aufgeregt hat. So ist das halt hier 🙂

PREPAY-Bus

Übrigens haben wir die Zeitumstellung ganz verschlafen — es sind aktuell 9 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland (+9h)

Nachtrag: In der Zwischenzeit haben wir festgestellt, dass es sonntags das Family Fun Ticket für $5 gibt. Das kann man sogar im Bus kaufen. Na also, geht doch 😉

Dee Why Rock Pool

reisen & bleiben

Schlagwörter

, ,

Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich mit meinem Liebsten hier in Sydney leben und arbeiten würde, hätte ich das wahrscheinlich für einen verrückten Traum gehalten. Und doch bin ich jetzt schon fast ein halbes Jahr hier und langsam habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Am Anfang waren wir gestresst wegen unseres Visums und konnten uns gar nicht so richtig einlassen auf das Leben hier. Mittlerweile haben wir alle bürokratischen Hürden bewältigt und dürfen offiziell vier Jahre bleiben. Wow! Mit dieser beruhigenden Gewissheit komme ich jetzt hoffentlich öfter dazu, meine Sydney Eindrücke mit Euch zu teilen.

Was mich hier jeden Tag aufs Neue fasziniert, sind die Farben, das Licht, die Sonnenauf- und -untergänge — einfach überwältigend und fast schon schmerzhaft schön. Und die Luft! Wenn nicht gerade ein Hauch von Lagerfeuer über der Stadt liegt wie vor kurzem, als die ersten Buschbrände loderten, riecht es hier frisch nach Eukalyptus. Morgens werde ich vom melodischen Singen der Vögel geweckt. Auch wenn ich mich jetzt schon ein bisschen daran gewöhnt habe, finde ich deren Tirillieren immernoch herrlich exotisch. Meine Favoriten sind die Magpies und Kookabooras.

magpie.aussie

Kookaburra_brightNicht umsonst heisst der Kookaboora auch „Der lachende Hans“, wie man hier schön hören und sehen kann:

http://www.youtube.com/watch?v=Qix6oUxim3Q

Ganz schön frech sind auch die Kakadoos, die putzig anzusehen sind, mit ihrem steinzeitartigen Gekreische aber auch ein wenig unheimlich klingen. Sie muten ein wenig wie Wegelagerer an. Bekannte von uns haben einmal eine Bande gefüttert, seitdem kommen sie jeden Tag und fordern ihren Tribut.

Wenn sie dann nicht sofort ihren Willen bekommen, können sie auch ungemütlich werden und „stalken“ dann die Hausbewohner, indem sie neugierig und ziemlich aufdringlich an den Fenstern picken und nachsehen, warum das so lange dauert. Inzwischen schlafen unsere Bekannten bei geschlossenem Vorhang, um nicht ständig beobachtet zu werden.

KakadoosKakadoo cone

Wir hatten kürzlich einen frechen Kerl bei uns im Garten, der unsere reifen Kumquats gemopst hat. Offenbar haben die ihm aber nicht so sehr gemundet, denn er kam danach nie wieder. Man sieht sie aber immer wieder in der Gegend, offenbar gibt es anderswo eine aufregendere Beute.

In einem Bericht über Australien dürfen natürlich die obligatorischen Kangaroos nicht fehlen. Aus der Nähe betrachtet, sehen sie unseren heimischen Rehen bzw. Hirschen gar nicht so unähnlich, wie ich finde.

Kangaroo_lashes Reh

Übrigens werden Kangooroos hier, wie in Deutschland die Rehlein, im Laden als „Wild“ angeboten. Kangoroofleisch erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Wurde es vormals eher als „Bush Food“ verpönt, ist man jetzt aufgrund einer Kangoroo Überpopulation der Meinung, dass es durchaus sinnvoll ist, auf Kangoroofleisch umzusteigen. Die Jagd wird vom australischen Staat streng überprüft, ebenso die Qualität des Kangoroofleisches. So haben wir es jedenfalls von unseren Freunden in Melbourne erfahren, die das Fleisch auch prompt auf den Grill geschmissen haben und uns kosten liessen. Wer gerne mal ein leckeres Steak verzehrt, wird sicher seine Freude daran haben. Nachdem ich allerdings das weiche Fell der Tierchen gestreichelt habe, verzichte ich lieber auf diesen Genuss.

A_Kangaroo Kangaroo_lying

Wo wir gerade beim Thema einkaufen sind, fällt mir ein, dass wir jedes Mal einen Umweg gehen müssen, wenn wir Wein oder Bier einkaufen wollen. Es gibt alkoholische Getränke nur im bottleshop und nicht im Supermarkt. Dafür ist die Auswahl dann aber auch gigantisch! Wir haben hier sogar unser indonesisches Bintang gefunden und selbstverständlich diverse deutsche Biere. Wein ist ja selbstredend auch eine leckere Australische Spezialität.
Was ich wiederrum super finde, ist die Idee, eigene Getränke mit ins Restaurant zu bringen (BYO = bring your own). In Australien ist die Lizenz zum Alkoholausschenken sehr hoch und ist an diverse Anforderungen geknüpft, so dass sich viele Betreiber das Geld und die Nerven sparen und die Gäste ihre eigenen Getränke (Wein oder Bier) selbst mitbringen lassen. Es gibt sogar „drive through bottleshops“, man kann also wie beim Fast Food Restaurant mit dem Auto in die Einkaufszeile fahren und ohne auszusteigen seine Getränke kaufen. Finde ich einerseits ganz schön praktisch, andererseits auch ein wenig widersprüchlich, wo man hier ja schon mit 16 Autofahren darf und auch sonst Sicherheit sehr gross geschrieben wird. Aber das ist nur eine von vielen seltsamen Beobachtungen hier.

Bottleshop-Wine Bottleshop

Vielleicht wundert Ihr Euch, dass wir auf auf den Fotos so viele Sachen anhaben. Das Kangoroo Foto entstand im Juni, wo es zwei Wochen durchgeregnet hat – von dieser harten Winterzeit sprechen unsere Kollegen heute noch 🙂 Abgesehen vom heftigen Regen war der Winter aber sehr angenehm, wie man hier sieht.

A_typing

Das war Anfang August (also noch mitten im Winter), bei uns auf der Terrasse.

Mittlerweile haben wir Frühling und damit bewegen sich die Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad. Ich bin schon sehr gespannt, wie der Sommer hier wird. Ich hoffe, er macht uns alle glücklich

happy

Und jetzt muss ich schnell mit dem Hund raus. Hier in Australien ist ja bekanntlich alles verkehrtherum und so habe ich mich nun zur Hundemutti gewandelt, stets begleitet von meinen neuen Freund, der seinen Namen Shadow zurecht trägt 🙂

AndieShadow

Im Land der Menschenfresser

Schlagwörter

,

Nachdem wir bereits gute Erfahrungen auf der Insel der Ex-Menschenfresser damals auf Nias gemacht hatten, zog es uns jetzt ans andere Ende der Welt, nach Papua Neu-Guinea (PNG). Das erste Mal Ozeanien!

Dort haben wir Robert und Ery besucht, die derzeit noch in Port Moresby leben und demnächst gen Europa abreisen. Und da wir ja gerade in der Gegend sind und von Australien aus die Reise nicht so weit ist, sind wir mal für eine Woche hingeflogen.

Wir haben uns in dieser gefährlichen Stadt sehr wohl gefühlt, obwohl es schon befremdlich war, in einer blühenden Gartenanlage mit Swimmingpool und Stacheldrahtzaun herum zu leben. Bewaffnetes Wachpersonal sorgt hier für Sicherheit vor den „Rascals“, den kriminellen Banden der Stadt. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen und sind am ersten Tag noch bei Tageslicht an den Sicherheitsbeamten vorbei auf die Strasse gelaufen, doch nach wenigen Metern wurde uns schon signalisiert, dass wir besser zurück kommen sollten. Wenn es zu einem Unfall kommt, bildet sich in sekundenschnelle eine Menschenmenge, die nicht selten dann die Unfallparteien samt deren Autos komplett auseinander nimmt. Auch sollte man, wenn überhaupt, nur in Gruppen auf die Strasse gehen. Niemals bei Nacht.

Deshalb sind wir an unserem ersten Abend in Begleitung Einheimischer in den „Gold Club“, einen Danceclub, gegangen. Dort fand ein Breakdance contest statt, mit richtig guten Tänzern. Die Musik war allerdings schrecklich, auch wenn sich die vielgerühmte DJane offenbar grosse Mühe gebeben hat, „internationale“ Musik zu spielen.

Wir waren auch in der Umgebung unterwegs, im fernab gelegenen Dorf in Goilala mit typischer Clan-Struktur. Dort haben wir mit den Einheimischen gegessen, die extra für uns Mangroven-Krabben gekocht haben. In dem Dorf leben rund tausend Menschen, allerdings sind einige davon unter der Woche in Port Moresby oder anderswo, um zu arbeiten. Es gibt zwei Kirchen, jeweils am Anfang und am Ende des Dorfes. Das Dorf endet an einem Fluss, wo die Frauen an der Wasserstelle Wäsche waschen und die Männer aus abgeholzten Bäumen filigrane Katamarane schneiden. Das Leben im Dorf erschien uns wie aus der Zeit gefallen. Abends, wenn die Sonne in den Pazifik getaucht ist, sind die wenigen Zeichen der Zivilisation unsichtbar, es gibt kein elektrisches Licht und demnach auch keinerlei störende Elektroschrottgeräusche.

Etwas entfernt vom Dorf waren wir am Strand, der vom schwarzgrauem Vulkansand dunkel gefärbt ist. Da wir einen australischen Begleiter dabei hatten, der kundig die Wellen und Strömung abgeschätzt hat, habe ich mich auch in den Pazifik getraut. Auch wenn es nicht gerade paradiesisch klares Wasser war, so habe ich doch die kühle Abkühlung in den Tropen genossen.

Bei einem Ausflug in die Berge, zum Varirata National Park, hatten wir eine atemberaubende Aussicht über Port Moresby. Dort flogen Adler und riesige wunderschöne Schmetterlinge an uns vorbei. Wenn ich mich nicht irre, habe ich dabei einen ganz besonderen Vogelfalter gesichtet, und bei Wikipedia nachgeschaut: „Der Königin-Alexandra-Vogelfalter gehört aufgrund seiner imposanten Erscheinung zu den begehrtesten und teuersten Sammlerobjekten.“ Leider ist er vom Aussterben bedroht, daher macht es mich glücklich, dass ich ihn noch lebend in freier Wildbahn angetroffen habe.

In Port Moresby selbst waren wir im Nationalmuseum, in dem neben vielen, vielen beeindruckenden Masken, Trommeln und gefiedertem Kopfschmuck auch ein traditionelles Amulett ausgestellt ist: es besteht aus dem Unterkiefer eines Menschen. Laut unseres Guides handelt es sich dabei um das Gebiss des verstorbenen Ehemanns einer trauernden Witwe, die damit ihre noch immer vorhandene Zusammengehörigkeit ausdrückte. Früher wurden Verstorbene nicht unter der Erde begraben, sondern an einer bestimmten Stelle im Wald abgelegt. Dann kamen die Hornbill-Vögel und haben das Fleisch verzehrt. Die sterblichen Überreste der Knochen wurden später wieder eingesammelt und aufbewahrt, bzw. auch zu Schmuck verarbeitet.

Bei unserer weiteren Erkundung in Port Moresby waren wir am (leider gefährlichen) Ela Beach spazieren (geht nur in Begleitung eines Einheimischen), auf den örtlichen Gemüse- und Fisch-Märkten, und haben das Dorf unseres Fahrers besucht, wo die Häuser komplett auf Stelzen gebaut im Wasser stehen. Das klingt jetzt vielleicht romantisch, war aber eher bedrückend zu sehen, in welcher Armut die Menschen dort leben — eigentlich ein slum, im Hintergrund stehen am Hang die abgeschotteten Hochhäuser der reichen Bevölkerung.

Überraschenderweise gibt es in Port Moresby sogar ein öffentliches Schwimmbad mit verschlungener Wasserrutsche, daneben ein Luna Park mit Riesenrad und einiger Vogelvoliere und Orchideen Ausstellung. Auf dem Gelände befindet sich auch das „Raggiana Bird of Paradise Avairy“, dort haben wir das Wappentier PNGs, den Paradies-Vogel, in verschiedenen Farben angetroffen, sowie sprechende Kakadoos und viele weitere bunt gefiederte Freunde und drollige Baumkängurus gesehen. Die „Dorias Tree Kangaroos“ gibt es nur in PNG, nirgendwo sonst auf der Welt. Die Tierchen sind super putzig. Da konnten die Krokodile leider nicht mithalten. Ganz enorm fand ich dagegen den giftgrünen Frosch im tropischen Garten von Ery und Robert, der sich mit seinen Saugnäpfen fest an den Zaun angepinnt hat.

Die faszinierende Exotik hat mich stark an Nias erinnert, auch was die traditionellen Riten angeht. Noch bis in die 1959er Jahre gehörte es bei vielen Stämmen zum Initiationsprozess eines jungen Mannes, einen Feind töten zu müssen. Bevor er nicht den Schädel eines Gegners „erobert“ hatte, galt kein Mann als Erwachsener. Ähnliches haben wir auch auf Nias erfahren.

Bei dem traditionellen Erfahrungsschatz war es bitter zu sehen, wie heute übermäßiger Reichtum einiger weniger, vor allem Weisser, die die Bodenschätze wie für den Westen plündern, die Strukturen zerstört und die Leute ins Elend gestürzt hat. Da PNG reich an Bodenschätzen ist, werden neben Kaffee, Kopra (Kokosnussfleisch), Kakao, Holz, Fisch, Palmöl, Gummi und Zucker auch Gold und Kupfer exportiert. Gegenwärtig ist PNG drittgrößter Goldproduzent der Welt. In jüngster Zeit hat man Öl- und Erdgasvorkommen entdeckt. Wir haben etwas ausserhalb von Port Moresby eine gigantische Erdgasförderanlage gesehen, die wirkte wie eine Kleinstadt.

Ein Kollege von Robert (Sachin) wurde an unserem letzten Abend mit gezückter Waffe überfallen. Er war um kurz nach 19 Uhr mit dem Auto in einem Supermarkt an der Hauptstrasse. Beim Herausfahren hat ein Junge seinen Weg versperrt und plötzlich standen zwei Typen rechts und links vom Auto. Der auf der linken Seite hat das Beifahrerfenster eingeschlagen, der auf der rechten Seite hat mit einer Pistole auf Sachin gezielt. Er hat im Adrenalinrausch einfach aufs Gas gedrückt und konnte abhauen. Zum Glück ist ihm weiterhin nichts passiert, aber das bestätigt leider, dass in dieser Stadt tatsächlich jederzeit das Schlimmste passieren kann.

Dennoch war es für uns großartig, wir haben sehr aufgeschlossene und freundliche Menschen kennen gelernt, die uns mit selbst gemachten Taschen, den traditionellen Billums beschenkt haben. Die Taschen sieht man überall, bei Gross und Klein, in allen möglichen Farben und Größen. Sie werden auf traditionelle Weise selbst gestrickt und sind sehr robust. Manche Frauen tragen sogar Babies darin.

Die Reise war sehr beeindruckend und hat einen bleibend guten Eindruck hinterlassen. Wir haben uns revanchiert und auf dem Strassenmarkt Bilder von einheimischen Künstlern gekauft, die wunderbar unsere bisherige Sammlung ergänzen. Allerdings muss man auch noch ergänzen, dass dort alles wahnsinnig teuer ist. Ich war im Supermarkt und habe Fotos von den Preisen gemacht, weil ich es einfach nicht glauben konnte. Die Preise sind so hoch, weil fast alles importiert wird. Echt schlimm. Aber wie gesagt, die positive Eindrücke haben definitiv überwogen und wir sind sehr froh, PNG erlebt zu haben.

IMG_7861 IMG_8130 IMG_7889 IMG_7890 IMG_7878 IMG_7868 IMG_7965 IMG_0955 IMG_0950 IMG_1014 IMG_0983 2013-05-05 17.27.43 2013-05-05 11.59.30 IMG_7904 IMG_7878-1 IMG_7886 IMG_7850 IMG_8313 IMG_8246

geburtstag

Schlagwörter

lieben dank für die geburtstagswünsche!

nach dem champagner wochenende mit alice lag die latte hoch, so dass mir mein liebster ehemann auch gleich am morgen welchen kredenzte. und so begann das neue lebensjahr in meinem neuen lebensabschnitt standesgemäß 🙂

habe auch alle kerzen auf einmal ausgeblasen. das neue jahr kann kommen 🙂
Geburtstagsueberraschung