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Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich mit meinem Liebsten hier in Sydney leben und arbeiten würde, hätte ich das wahrscheinlich für einen verrückten Traum gehalten. Und doch bin ich jetzt schon fast ein halbes Jahr hier und langsam habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Am Anfang waren wir gestresst wegen unseres Visums und konnten uns gar nicht so richtig einlassen auf das Leben hier. Mittlerweile haben wir alle bürokratischen Hürden bewältigt und dürfen offiziell vier Jahre bleiben. Wow! Mit dieser beruhigenden Gewissheit komme ich jetzt hoffentlich öfter dazu, meine Sydney Eindrücke mit Euch zu teilen.
Was mich hier jeden Tag aufs Neue fasziniert, sind die Farben, das Licht, die Sonnenauf- und -untergänge — einfach überwältigend und fast schon schmerzhaft schön. Und die Luft! Wenn nicht gerade ein Hauch von Lagerfeuer über der Stadt liegt wie vor kurzem, als die ersten Buschbrände loderten, riecht es hier frisch nach Eukalyptus. Morgens werde ich vom melodischen Singen der Vögel geweckt. Auch wenn ich mich jetzt schon ein bisschen daran gewöhnt habe, finde ich deren Tirillieren immernoch herrlich exotisch. Meine Favoriten sind die Magpies und Kookabooras.
Nicht umsonst heisst der Kookaboora auch „Der lachende Hans“, wie man hier schön hören und sehen kann:
http://www.youtube.com/watch?v=Qix6oUxim3Q
Ganz schön frech sind auch die Kakadoos, die putzig anzusehen sind, mit ihrem steinzeitartigen Gekreische aber auch ein wenig unheimlich klingen. Sie muten ein wenig wie Wegelagerer an. Bekannte von uns haben einmal eine Bande gefüttert, seitdem kommen sie jeden Tag und fordern ihren Tribut.
Wenn sie dann nicht sofort ihren Willen bekommen, können sie auch ungemütlich werden und „stalken“ dann die Hausbewohner, indem sie neugierig und ziemlich aufdringlich an den Fenstern picken und nachsehen, warum das so lange dauert. Inzwischen schlafen unsere Bekannten bei geschlossenem Vorhang, um nicht ständig beobachtet zu werden.
Wir hatten kürzlich einen frechen Kerl bei uns im Garten, der unsere reifen Kumquats gemopst hat. Offenbar haben die ihm aber nicht so sehr gemundet, denn er kam danach nie wieder. Man sieht sie aber immer wieder in der Gegend, offenbar gibt es anderswo eine aufregendere Beute.
In einem Bericht über Australien dürfen natürlich die obligatorischen Kangaroos nicht fehlen. Aus der Nähe betrachtet, sehen sie unseren heimischen Rehen bzw. Hirschen gar nicht so unähnlich, wie ich finde.
Übrigens werden Kangooroos hier, wie in Deutschland die Rehlein, im Laden als „Wild“ angeboten. Kangoroofleisch erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Wurde es vormals eher als „Bush Food“ verpönt, ist man jetzt aufgrund einer Kangoroo Überpopulation der Meinung, dass es durchaus sinnvoll ist, auf Kangoroofleisch umzusteigen. Die Jagd wird vom australischen Staat streng überprüft, ebenso die Qualität des Kangoroofleisches. So haben wir es jedenfalls von unseren Freunden in Melbourne erfahren, die das Fleisch auch prompt auf den Grill geschmissen haben und uns kosten liessen. Wer gerne mal ein leckeres Steak verzehrt, wird sicher seine Freude daran haben. Nachdem ich allerdings das weiche Fell der Tierchen gestreichelt habe, verzichte ich lieber auf diesen Genuss.
Wo wir gerade beim Thema einkaufen sind, fällt mir ein, dass wir jedes Mal einen Umweg gehen müssen, wenn wir Wein oder Bier einkaufen wollen. Es gibt alkoholische Getränke nur im bottleshop und nicht im Supermarkt. Dafür ist die Auswahl dann aber auch gigantisch! Wir haben hier sogar unser indonesisches Bintang gefunden und selbstverständlich diverse deutsche Biere. Wein ist ja selbstredend auch eine leckere Australische Spezialität.
Was ich wiederrum super finde, ist die Idee, eigene Getränke mit ins Restaurant zu bringen (BYO = bring your own). In Australien ist die Lizenz zum Alkoholausschenken sehr hoch und ist an diverse Anforderungen geknüpft, so dass sich viele Betreiber das Geld und die Nerven sparen und die Gäste ihre eigenen Getränke (Wein oder Bier) selbst mitbringen lassen. Es gibt sogar „drive through bottleshops“, man kann also wie beim Fast Food Restaurant mit dem Auto in die Einkaufszeile fahren und ohne auszusteigen seine Getränke kaufen. Finde ich einerseits ganz schön praktisch, andererseits auch ein wenig widersprüchlich, wo man hier ja schon mit 16 Autofahren darf und auch sonst Sicherheit sehr gross geschrieben wird. Aber das ist nur eine von vielen seltsamen Beobachtungen hier.
Vielleicht wundert Ihr Euch, dass wir auf auf den Fotos so viele Sachen anhaben. Das Kangoroo Foto entstand im Juni, wo es zwei Wochen durchgeregnet hat – von dieser harten Winterzeit sprechen unsere Kollegen heute noch 🙂 Abgesehen vom heftigen Regen war der Winter aber sehr angenehm, wie man hier sieht.
Das war Anfang August (also noch mitten im Winter), bei uns auf der Terrasse.
Mittlerweile haben wir Frühling und damit bewegen sich die Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad. Ich bin schon sehr gespannt, wie der Sommer hier wird. Ich hoffe, er macht uns alle glücklich
Und jetzt muss ich schnell mit dem Hund raus. Hier in Australien ist ja bekanntlich alles verkehrtherum und so habe ich mich nun zur Hundemutti gewandelt, stets begleitet von meinen neuen Freund, der seinen Namen Shadow zurecht trägt 🙂