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Im letzten Bericht habe ich noch von der klaren, frischen Luft hier geschwärmt. Heute hat sich die Atmosphäre dramatisch gewandelt. Ich sitze bei über 30 Grad mit geschlossenen Fenstern in meinem Zimmer und beobachte den aufziehenden Sturm. Der sonst so strahlend blaue Himmel erscheint milchig-gelb, es riecht bereits heftig nach Lagerfeuer und die ersten Sirenen heulen im Hintergrund.smog

Selbst meine singenden Freunde sind verstummt. Nur ein kleiner Nachbarshund kläfft aufgeregt. Der heftige Wind schmettert offene Türen zu und zerrt an losen Jalousien. Derweil biegen sich die Palmen vor meinem Fenster und neigen ihre Spitzen bedrohlich. Es fühlt sich ein bisschen apokalyptisch an zu wissen, dass sich gerade irgendwo ein Buschfeuer seinen Weg durch trockene Sträucher frisst. Das ausgedörrte Buschland brennt wie Zunder.

Auch wenn ich mich in relativer Sicherheit wiege, weiss man hier nie genau, wie heftig die Brände wüten. Das Wetter hier ist meistens angenehm, allerdings auch extrem und unberechenbar. Daher rühren auch die explosionsartigen Brände. An einem Tag haben wir 37°C, am nächsten 19°C. Heute haben wir 33°C, morgen sollen die Temperaturen auf 23°C fallen. Temperaturen von über 30 Grad kombiniert mit starken, heissen Winden, befördern die Buschbrände und erschweren zudem erheblich deren Bekämpfung.

stormDieses Jahr erwarten die Behörden eine erhöhte Feuergefahr in New South Wales — aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen bereits seit Anfang des Jahres. In Sydney hat das australische Wetterbüro gar den wärmsten Winter aller Zeiten registriert bei zugleich unterdurchschnittlichen Regenfällen in den Monaten Juli und August.

Heute Vormittag hat mir meine Kollegin Narelle noch von einem verheerenden Brand am letzten Sonntag erzählt. Während eines Schwimmwettbewerbs im Olympiastation fingen plötzlich mehrere Autos auf dem Parkplatz Feuer. Durch umher fliegende Funken entzündete sich erst eines der geparkten Autos, dann noch eines und noch eines, bis insgesamt 43 Wagen völlig zerstört und weitere 30 beschädigt waren. Auf Fotos sieht es aus wie in Berlin nach dem 1.Mai früher.

Wegen der erhöhten Brandgefahr im Frühling und Sommer sprechen die Behörden regelmäßig Verbote aus, mit Feuer zu hantieren. Zur Orientierung befinden sich an den highways überall Schilder, die auf die jeweilige Gefahrenhöhe verweisen – damit niemand auf die Idee kommt, seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster zu werfen.

Fire RatingDie Polizei nimmt das sehr ernst und beobachtet besonders gefährdete Stellen genau. Zurecht, denn die Schäden gehen nicht nur in Millionenhöhe, sondern zerstören auch Menschenleben. So wurde mir von Bewohnern berichtet, die ihre Häuser nicht aufgeben und selbst das Feuer löschen wollten. Während sie sich voll auf eine Feuerfront konzentrierten, bemerkten sie nicht, dass sie vom Feuer eingekesselt waren. Irgendwann kamen sie auf die vermeintlich rettende Idee, im kühlen Nass des Swimmingpools Schutz zu finden. Dabei sind sie jedoch im kochenden Wasser grausam umgekommen.

Soweit wird es hier nicht kommen, denn wir leben relativ nah am Zentrum, wo sich das Feuer kaum ausbreitet. Die Gefahr besteht jedoch per se überall, eben durch Funken, die vom Wind getragen werden. Der jetzt düstere Himmel birgt einen Vorgeschmack auf die Brände, die in diesem Jahr noch folgen werden. Der Wind ist etwas abgeflacht und der Himmel erscheint jetzt senfgelb. Zeit, die Nachrichten anzuschauen…

dark skyline_Kim Arlington

Offenbar brennen gerade über hundert Buschfeuer im ganzen Bundesstaat, davon sind 40 ausser Kontrolle geraten. Anscheinend sehen wir uns gerade mit der schlimmsten Feuergefahr seit einer Dekade konfrontiert. Jetzt wird auch vor der Luftverschmutzung durch Russ- und Staubpartikel gewarnt. Kann ich nur bestätigen, die Luft ist tatsächlich zum Schneiden schwer. Der Himmel erscheint jetzt grau-orange, die Sonne rot.

Eines der Buschfeuer ist nur 25km von hier entfernt, zum Glück ist es aber unter Kontrolle. 

carpark_Jason Lodgeredsun_Jonathan Carroll-Newcastle Heraldbridge_Chris Lane

Und nachdem sich die Lage beruhigt hatte, endete der Abend so, mit kitschig rosarotem Sonnenuntergang:

sunset