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Schlagwort-Archiv: Pashmina

Vom Garn zum Pulli

28 Mittwoch Nov 2018

Posted by Andie in Nepal

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Schlagwörter

Bergziege, Fair Trade, färben, Handarbeit, Kaschmir, Kunsthandwerk, Pashmina, Qualität, stricken, weben

Wenn die Temperaturen sinken, steigt die Nachfrage nach Kaschmirpullis. Bei einem Besuch in der Kaschmirfabrik unseres Vertrauens fragen wir uns: Wie entsteht eigentlich ein Kaschmirpulli?

Ein wollig weiches Geschäft 

Kaschmirfabrik. Das klingt nach einer riesigen Halle voller Maschinen mit einem rauchenden Schlot irgendwo am Rande der Stadt. Stattdessen empfängt uns ein freundliches, helles Gebäude mitten in einem Wohngebiet in Kathmandu. Hier befindet sich die Produktionsstätte von S.K. Handicrafts Export, unserem Lieblingskaschmirladen in Thamel. 

Der Manager führt uns herum und zeigt den Produktionsprozess vom Garn zum Pulli. 

Bevor es losgeht, muss die Wolle aus der Mongolei eintreffen. Da es in Nepal nicht ausreichend Wolle von der Bergziege gibt, wird die Ware importiert. Keshab, der Chef des Unternehmens  S.K. Handicrafts Export, bezieht die Wolle seit fünfzehn Jahren vom selben Händler.  

Das Rohmaterial wird in der Strickabteilung vorbereitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Strickmaschine fertigen jeweils einen Bestandteil, etwa den Ärmel, Vorder- oder Rückenteil. Die Bedienung der Strickmaschine wirkt auf den ersten Blick simpel. Allerdings geht es dabei nicht nur hin und her, sondern man muss für jedes Teil einem bestimmten Plan folgen, nach welchem das Muster gestrickt wird. Daher ist die Arbeit recht anspruchsvoll und es ist gar nicht so einfach, fähige Mitarbeiter zu finden. Zum Glück für Keshab bleiben ihm die meisten Angestellten schon jahrelang treu.

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Nachdem die Ware vorbereitet ist, beginnt der Färbeprozess. Die Teile werden zunächst abgewogen, damit der entsprechende Farbanteil in das saubere Wasser gemischt werden kann.

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Wolle von der erwachsenen Ziege kann in kräftigen Farben eingefärbt werden. Die noch hochwertigere, ganz feine Wolle der jungen Ziege („Baby Goat“) verträgt nur natürliche Farben, also Grautöne, Beige und Braun. Nach dem Färben wird die Farbe im Wollwaschgang bei 40 Grad fixiert, damit die Farbe ihre Leuchtkraft behält. 

Wichtig: die Kaschmirprodukte sollten später nur mit der Hand gewaschen und im Liegen auf dem Wäscheständer getrocknet werden. So bleiben sie schön kuschlig weich und behalten ihre Form. Die Wolle ist zu kostbar, um sie in die Maschine zu stecken! Bei Kaschmirwolle entstehen nach einer Zeit kleine Knötchen, die kann man mit einem Wollkamm vorsichtig entfernen. 

Ist die Ware eingefärbt, wandert sie in die nächste Abteilung, wo sie gebügelt wird und die Maße genau kontrolliert. So wird sichergestellt, dass alle Teile exakt die gleiche Größe und Länge haben. Die Einzelteile werden in der nächsten Abteilung zusammengenäht.
Wenn das Produkt fertig ist, kontrolliert der Meister der Maße („Master of Measurement“) noch einmal ganz genau, ob die Abmessungen stimmen. Sobald der Meister fertig ist, wandert die Ware in die Qualitätskontrolle. Hier wird geprüft, ob alles in Ordnung ist, und ggf. kleine Fehler sofort repariert. Erst dann wird das Produkt zum Verkauf freigegeben und nach Thamel geliefert, oder kommt in den Versand nach Europa. 

bügeln
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messen
nähen
reparieren

Weben ist Kunst

Neben Pullis, Ponchos und Cardigans bietet S.K. Handicrafts Export auch Schals und Decken an. Diese werden nicht gestrickt, sondern gewebt. Auch das wollen wir uns ansehen. 

01_Wolle
02_Weben
03_Fäden
04_Muster
05_fertig

Die Arbeiter am Webstuhl kommen aus dem Terai, im Süden des Landes, etwa 150 Kilometer von Kathmandu entfernt. Die meisten arbeiten schon seit zehn, fünfzehn Jahren für Keshab. Warum kommen sie aus dem Terai? „Sie haben die besseren Einfälle“, sagt Keshab. Weben ist eben auch ein Kunsthandwerk. Der Prozess erfordert höchste Konzentration, bei dem mit den Händen das Garn bewegt und per Fusstritt das Muster bestimmt wird. 

06_Webstuhl_vorne
07_Webstuhl_seitlich
08_weben_Spule
09_weben

Hochwertige Handarbeit 

Nach dem Besuch in der Kaschmirfabrik wirken die Pullis und Schals noch wertvoller, jetzt, wo wir gesehen haben, dass jedes einzelne Produkt von Hand gearbeitet ist. Überdies bietet Keshab nicht nur hochwertige Produkte, sondern den insgesamt 60 Angestellten einen sicheren, sauberen und hellen Arbeitsplatz, mit geregelten Arbeitszeiten und Pausen. In einem Restaurant um die Ecke werden die Angestellten sogar mit Mittagessen versorgt. Zurecht wird S.K. Handicrafts Export auch als Fair Trade Betrieb ausgezeichnet. 

Keshab erklärt den Unterschied von Pashmina und Kaschmir und verrät seinen Kunden auch gern einen einfachen Test, mit dem man die Qualität überprüfen kann. Damit unterscheidet sich der Laden von den vielen anderen Geschäften in Thamel, die Fake Produkte verscherbeln. 

Es ist definitiv der beste Kaschmirladen in ganz Thamel, der seit über 20 Jahren beste Qualität verkauft. Wer es nicht nach Kathmandu schafft, kann die Ware auch in Lalitpur und Bhaktapur erhalten oder online bestellen.

02_volle Auftragsbücher
01_Keshab
03_im Laden
A_Kaschmirpulli

Winter ohne Heizung

11 Donnerstag Jan 2018

Posted by Andie in Nepal

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Glühwein, Masala-Tee, Pashmina, Sonnenwärme, winter

Wie überlebt man den nepalesischen Winter ohne Heizung?

Wenn Flüsse gefrieren, Bäche eine glitzernde Eisdecke tragen und der Amtsleiter in Manang lieber den ganzen Tag im Bett bleibt, dann erleben wir die härteste Zeit des Jahres.

Dort in Manang, in Zentralnepal, kämpfen sie mit eisigen Temperaturen um -16 Grad. Bei uns in Kathmandu verzeichnen wir tagsüber 15ºC und nachts zwei Grad.

Wie hierzulande üblich, gibt es in unserem Haus keine Heizung. Wo es nur zwei Monate im Jahr so richtig kalt wird, ist diese auch eigentlich nicht nötig. Was also tun bei der Kälte?

Zunächst versuchen wir es mit dem Zwiebellook. Wir ziehen einfach alle zur Verfügung stehenden warmen Klamotten an: Merinoleggins, langärmeliges Merinounterhemd, dicke Merinosocken, Kaschmirpulli, Jeans, wattierte Weste und wickeln uns in eine Kaschmirdecke.

Außen ...
Außen …
Sonne ...
Sonne …
... innen kalt
… innen kalt

Pashmina aus Nepal

Warum betone ich dabei die Wollart? Nun, in Nepal bekommt man insbesondere Kaschmirprodukte zu einem relativ günstigen Preis. Angepriesen als „Pashmina“ denkt der Laie, es handele sich dabei um eine spezielle Wollart. Ist es aber nicht. Pashmina ist eine reine Handelsbezeichnung, vornehmlich für breite Schals, die meistens aus Kaschmir, oder aber auch aus allen möglichen Fasern hergestellt werden. Die guten Geschäfte verkaufen Qualitätsware aus Kaschmirwolle oder als Gemisch mit Schafs- oder Yakwolle.

Um die echte von der synthetischen Wolle zu unterscheiden, gibt es einen Trick: einfach einen Faden ziehen und ein Feuerzeug darunter halten. Bei der Kunstwolle stinkt es sofort nach Plastik. Falls der Händler keine echte Ware anbietet, wird er schon bei der Andeutung einen Schreck kriegen und lieber gleich die guten Schals zeigen, sofern vorhanden.

Bei S.K. Handicrafts Export, dem Kaschmirhändler meines Vertrauens in Thamel, gibt es kuschelige Ware, eine ausführliche Beratung und heißen Tee.

Pashmina
Pashmina
Zwiebellook
Zwiebellook
man bettet sich
man bettet sich

Eingepackt in die Wollhaut setze ich mich in die Sonne – zum Glück scheint sie jeden Tag. Unsere Wohnung ist so geschnitten, dass die Sonnenstrahlen mit mir von Raum zu Raum wandern: erst im Schlafzimmer, zum Frühstück im Esszimmer, das Wohnzimmer leuchtet bis zum Sonnenuntergang.

Auch meine Nachbarn nutzen die Kraft der Sonne. Sie kauern am Straßenrand und lassen die Wärme auf sich wirken.

Überhaupt findet das Leben hier größtenteils auf der Straße statt. Da werden Gewürze gemahlen, Chilis getrocknet oder Büffel geschlachtet. Das Baby massiert, Haare gelaust oder Omas Fußnägel geschnitten.

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Bester regionaler Tee in Exportqualität

Damit ich auch meine innere Heizung auf Touren bringe, gehe ich auf dem Laufband joggen und trinke viel frischen Ingwertee mit Zitrone und Honig oder eine der regionalen Teesorten.
Denn in Nepal gibt es ausgezeichnete Tees. Sie kommen in hübsch geschnitzten, kleinen Holztruhen daher.

Die Qualität ist so gut, dass die Tees meist nach Indien exportiert und dem Darjeeling beigemischt werden.
Mittlerweile gibt es auch einige selbstbewusste Hersteller, die von ihrer Qualität so überzeugt sind, dass sie ihre Ware besser vermarkten und als Spitzentee aus Nepal präsentieren.

Einige pfiffige Leute sind auch schon auf die Idee gekommen, westlichen Touristen, ähnlich wie in Australien, eine Art „work and travel“ anzubieten und diese auf ihren Teeplantagen arbeiten zu lassen – wobei die Freiwilligen sogar umgerechnet rund fünf Dollar pro Tag dafür geben, dass sie dort pflücken und so ganz authentische Erfahrungen machen dürfen.

Für einen heißen Adrenalinschub sorgen auch immer wieder die nepalesischen Verhältnisse. Etwa, wenn von 10 Geldautomaten kein einziger funktioniert, oder wenn in der gewohnten Reihenfolge das Wasser, das Internet und der Strom ausfallen. Aber das kennen wir ja bereits.

So richtig warm um’s Herz wird es mir auch, wenn ich im Geschäft vor einem leeren Regal stehe, wo beispielsweise die scharfen Bananenchips liegen sollten. Auf Nachfrage blickt mich die Verkäuferin verständnislos an, als habe es die niemals gegeben.

Hübsche Teetruhe
Hübsche Teetruhe
Masala Tee
Masala Tee
scharfe Bananenchips
scharfe Bananenchips
Indischer (Glüh-)wein
Indischer (Glüh-)wein

Einfach cool bleiben und Tee trinken. Der würzige Masala-Tee (Chai) ist übrigens besonders lecker und wärmt auch von innen. Er besteht aus Schwarztee mit einer Gewürzmischung aus Ingwer, Zimt, Nelken, Muskat, Kardamom, Pfefferkörnern und Lorbeerblättern. Er wird gewöhnlich mit Milch und Zucker getrunken.

Wenn der Tee nicht hilft, muss selbst gemachter Glühwein her. Dazu nimmt man den echt guten indischen Rotwein (überraschende Entdeckung: Shiraz von Sula), eine Sternanis aus Goa, drei indonesische Nelken und zwei Stangen Ceylon Zimt, eine in Scheiben geschnittene Orange und gibt etwas nepalesischen Honig hinzu. Das Ganze erhitzen (nicht kochen), dann eine Stunde ruhen lassen, wieder erwärmen und heiß genießen.

Eiskalte Bilanz: 15 Tote durch Erfrieren

Sobald die Sonne untergeht, kommt auf die dicke Schicht eine weitere Lage hinzu: Fleecejacke, Bommelmütze und Kaschmirschal. Und weil wegen der Kälte auch das Nachtleben zum Erliegen kommt, hüllen wir uns in mehrere Lagen zentimeterdicker Decken und gehen früh ins Bett.

Ein Platz an der Sonne

Was aber machen die Nepalesen, wenn es nachts kalt wird? Sie schüren ein Feuer aus Unrat und Holz, stellen sich darum und wärmen einander. Oder sie entfachen ein Feuer in der Wohnung. Dabei kommt es leider häufig zu Verbrennungen oder Vergiftungen durch Kohlenmonoxid.

Auf dem Lande ist das Leben noch härter und so gibt es in diesem Winter bereits 15 erfrorene Menschen zu beklagen. Die Regierung hat nun ein Notfallprogramm gestartet und gibt Decken, Feuerholz und andere Hilfsgüter aus.

Wenn die Vorhersagen stimmen, soll es bereits nächste Woche etwas wärmer werden. Lasst uns die eiskalten Daumen drücken!

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