Als 2015 eine Serie von Erdbeben Nepal heimsuchte, lag die Gegend in Sindhupalchok, rund 80 km von Kathmandu entfernt, im Epizentrum. Hier werden die Schulen wiederaufgebaut, für deren Errichtung wir im Land sind.
Wie sehr Nepal auf die Unterstützung durch internationale Hilfsorganisationen angewiesen ist, zeigt eine Ironie der Geschichte: die Schulen wurden erst zwei Jahre vor der Katastrophe von der Regierung erbaut – und die meisten Gebäude beim Beben vollständig zerstört. Dabei hatten die Menschen noch Glück im Unglück, denn das Erdbeben ereignete sich an einem Samstag, weshalb die Kinder nicht in der Schule waren. Im Distrikt Sindhupalchok werden nun insgesamt zehn Schulen gebaut.
Für die relativ kurze Strecke ins Projektgebiet rechnet man wegen der schlechten Straßenverhältnisse mit etwa drei Stunden Fahrtzeit, weshalb wir bereits um sechs Uhr morgens losfuhren.
Wo die staubigen Hauptstraßen in Kathmandu einem überstrapazierten Schleichweg gleichen, verwandeln sie sich auf dem Weg gen Nordosten in der Regenzeit in holperige Schlammpisten, denen nur mit einem robusten Geländewagen mit Allradantrieb beizukommen ist. In Erinnerung an rumpelige Fahrten auf Nias hatte ich vorsichtshalber meinen Sport-BH angezogen und mich mehrfach selbst beglückwünscht für diese weise Entscheidung.
Kaum hatten wir die überfüllten Hauptstadtstraßen hinter und gelassen, schlängelten wir uns an der angeblich höchsten Shivastatue der Welt vorbei tief hinein in die Berglandschaft. So sehr mich die unwegsame Straße auch durchschüttelte, besänftigte mich die grandiose Aussicht: dicht bewachsene grüne Hügel, unterbrochen durch neongrüne Reisterrassen, abgesteppt vom blauen Himmel mit weißen Kuschelwolken. Wenn man ganz großes Glück hat, reißt der Himmel auf und man bekommt eine Ahnung von den schneebedeckten Giganten des Himalaya.
Angekommen im ersten Dorf, kamen wir gerade rechtzeitig zu einem Workshop zu erdbebensicherem Bauen. Die Wissensvermittlung ist Teil des großen Plans, die Bevölkerung nachhaltig gegen kommende Katastrophen zu wappnen.
Anschließend ging es weiter hinein ins Feld. An einem schlammigen Flusslauf entlang krochen wir zu einem Dorf, so weit entfernt wie bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen, wo eine weitere Schule gerade fertiggestellt worden war und nun begutachtet werden musste.
Die Fotos sind teilweise etwas verschwommen, weil ich aus dem wackelnden Auto heraus fotografiert habe.
Nachdem wir für den Tag alle Baustellen besucht hatten, ging es zurück ins Feldbüro, wo auch übernachtet wird. Sobald die Sonne untergegangen ist, kocht die Vermieterin in ihrer kleinen Wellblechhütte neben dem Haus ihr Süppchen, bzw. Dhal Bat, Reis und Linsen, das Nationalgericht. Kleiner Gag am Rande: auf ihre Frage hin, ob es bei uns auch Linsen gäbe, antwortete ich, dass wir die durchaus auch haben, dass der Liebste sie sich aber immer selbst zubereitet. Daraus schloss die gute Frau, dass ich nicht kochen kann – denn in Nepal gehören Linsen so selbstverständlich zu jedem Essen wie Knödel in Bayern. Und auch was die Verköstigung der Linsen anging, leistete ich mir einen kleinen Fauxpas. Denn wo die Linsensauce normalerweise über den Reis gekippt wird, löffelte ich sie als vermeintliche Suppe und hatte damit die Lacher unweigerlich auf meiner Seite.
Am nächsten Tag zog ich dann los, um Leute zu interviewen, die für die Organisation arbeiten. Heraus kamen dabei die folgenden kleinen Portraits, die auf den Social Media Kanälen geteilt und kräftig geliked wurden. Die Mitarbeiter hatten bis dato noch nie so viel Aufmerksamkeit erfahren und wurden durch die Veröffentlichung zu kleinen Berühmtheiten im Dorf. Seitdem fragen alle, wann ich endlich wiederkomme, um weitere Interviews zu führen… ich halte euch auf dem Laufenden!
Dinesh, Leitender Ingenieur
Als leitender Ingenieur ist Dinesh verantwortlich für die Überwachung der Baustellen und der weiteren Ingenieure in Sindhupalchok/Thilosirubari, wo Help insgesamt 10 Schulen baut.
Dinesh hat vor seiner Tätigkeit für Help im privaten Sektor und als Berater für die nepalesische Regierung gearbeitet. Dabei hat er auch Erfahrungen im Design verschiedener Bauvorhaben gesammelt, wie private Häuser, öffentliche Gebäude, Geschäftsgebäude und auch Schulen.
„Es macht mich glücklich, Schulen für Help zu bauen, denn diese sind die wichtigsten Gebäude überhaupt. Die Sicherheit der Schüler ist für mich das Wichtigste. Wir legen großen Wert darauf, erdbebensichere Schulen zu bauen und haben uns dafür schon einen guten Ruf erarbeitet. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt Dinesh über seine Arbeit bei Help.
Brakash, Projektkoordinator
Brakash arbeitet als Projektkoordinator für Help. Er ist zuständig für die Betreuung der laufenden Aktivitäten rund um die einkommensschaffenden Maßnahmen, die Help anbietet, die gesamte Koordination des Projektmanagements im Feld, wie auch der beteiligten Behörden auf lokaler und Regierungsebene. Vor seiner Zeit bei Help war Brakash bei verschiedenen namhaften internationalen Nichtregierungsorganisationen und als Lehrer tätig. Zu seiner Arbeit bei Help sagt Brakash: „Ich bin stolz darauf, für Help zu arbeiten, denn wir helfen den Menschen in den abgelegenen Gebieten, die wirklich Hilfe benötigen, und das sind vor allem die Kinder. Das ist das Beste an meiner Arbeit“.
Ganga, Lehrerin an der Ganesh Schule, die von Help wiederaufgebaut wurde
Ganga unterrichtet Grundschüler der 1.-5. Klasse in den Fächern Mathematik, Naturkunde, Gesellschaft, Englisch und Nepali, außerdem betreut sie auch die Vorschule.
Sie ist seit 10 Jahren Lehrerin und freut sich, dass sie in dem neuen Help-Gebäude unterrichten kann. „Im Gegensatz zu vorher ist die neue Schule erdbebensicher, es gibt ausreichend Wasser und Toiletten und dadurch eine gute Lernumgebung“, berichtet Ganga. Sie arbeitet sehr gern als Lehrerin und jetzt macht es ihr noch mehr Spaß: „Ich mag es sehr gern, mit den Kindern spielerisch zu lernen, mit ihnen Zeit zu verbringen. Und ich schätze das professionelle Umfeld, das die neue Schule bietet“, ergänzt Ganga.
In einer Klasse sitzt auch ihre sechsjährige Tochter, die es toll findet, von ihrer Mutter unterrichtet zu werden.
Herzlichen Dank für den tollen Bericht. Eure Arbeit verdient allen Respekt! Der Meinung von Dinesh schließe ich mich an: Schulen sind die wichtigsten Gebäude überhaupt.
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