Bevor wir endgültig nach Hause reisen, geben wir uns noch etwas Kültür in Istanbul. Wir finden es eine gute Idee, zum Abschied symbolisch die Brücke von Asien nach Europa zu überqueren.
Damit wir wieder ein paar Insidertipps abstauben können, haben wir uns in einer WG im zentralen Stadtteil Beyoğlu eingemietet. Wir wollen auf jeden Fall die Hagia Sophia besichtigen, darüber hinaus gibt es keinen festen Plan.
Daher nehmen wir gern die Vorschläge unserer temporären Mitbewohnerinnen an. So erhalten wir beispielsweise den wertvollen Hinweis auf das gemütliche Frühstückscafé Privato. Auf dem Weg dorthin begegnen uns überall wunderschöne, gut genährte Katzen. Ich fühle mich gleich wie im Katzenparadies und Istanbul nimmt auf meiner privaten Skala der schönsten Städte der Welt sofort einen der vorderen Plätze ein. Aber auch ganz unabhängig davon ist Istanbul eine überwältigende, prachtvolle und natürlich geschichtsträchtige Stadt.
Ich liebe Städte am Wasser. Möwen kreisen kreischend über uns, eine steife Brise weht uns um die Ohren und wieder erklingen wohltönend die Gebetsrufe. Der grelle Kontrast zwischen strahlend weißen Gebäuden und tiefblauem Meer kneift in den Augen. Auch hier beherrscht eine friedliche Koexistenz schreiender Gegensätze die Szenerie. Frisch gefärbte Blondine im engen Rock steht neben verschleierter Muslima an der Straßenbahnhaltestelle. Einsturzgefährdeter Altbau bröckelt Geröll auf Neubaufassaden. Enge, unscheinbare Gassen münden in dichtbefahrene Boulevards. Gentrifizierungsgegner vom Taksim Platz tummeln sich friedlich mit Shopping Victims in der İstiklâl Caddesi (Fußgängerzone).
Auf dem höchsten Berg der Stadt eröffnet sich ein atemberaubender Ausblick über die Millionenmetropole. Ein gigantisches Häusermeer erstreckt sich uferlos zwischen Schwarzem und Marmara Meer mit dem Goldenen Horn an der Spitze. Der Blick wandert von Kontinent zu Kontinent und reicht weit über den Horizont hinaus. Dazwischen goldene Katzen, süsses Baklava und anmutige Frühlingsblumen. Traumhaft!
Am Abend falle ich erschöpft von all den Eindrücken todmüde ins Bett. Nach drei Tagen intensiver Stadterkundung haben wir uns akklimatisiert und den Jetlag unseres letzten Langstreckenflugs verarbeitet. Mit diesem letzten Stopp findet unsere Reise ihren krönenden Abschluss und ich bin endlich bereit, wieder nach Hause zu fliegen.
Hallo Berlin!