Happy new year und und die besten Wuensche zum neuen Jahr!

Ich hoffe, Ihr habt alle schoen reingefeiert und euch nix vorgenommen! 🙂

Wie ich ja bereits angekuendigt hatte, sieht es mit den Kommunikationsmoeglichkeiten hier relativ schlecht aus, deshalb kann ich nicht so oft online gehen.
Dass das Internet kaum funktioniert, wisst Ihr ja. Und Lampomati (Stromausfall) duerfte den meisten auch schon ein Begriff sein. Erschwerend hinzu kommt jedoch, dass mir vor Weihnachten das Netzteil meines Rechners kaputt ging (hat wohl die starken Stromschwankungen gepaart mit Lampomati nicht vertragen). Seitdem kann ich mein iBook nicht mehr benutzen und fuehle mich erst recht von der Aussenwelt abgeschnitten, zumal die hiesigen Computers auch nicht so funktionieren, wie sie sollten. Und telefonieren kostet ein Vermoegen. Auch SMSe kommen nicht zuverlaessig an. Aber hey – immerhin kann ich Euch jetzt schreiben und kurz von Weihnachten und Silvester berichten. Hoffen wir mal, dass das Internet solange durchhaelt, bis ich meinen kleinen Bericht los bin.

Also, der Weihnachtsurlaub begann schon mal recht exklusiv damit, dass wir mit einem UN-Flugzeug gratis fliegen durften. Der UN-Flugverkehr nach Nias wurde per 31.12. eingestellt und deshalb wurden die letzten Fluege verschenkt. Wir gehoerten zu den Gluecklichen, die noch Tickets ergattern konnten. Die UN hat so kleine Propellermaschinen, mit je 8 Sitzreihen (einfach) und hinten wie im Bus eine Reihe mit drei Sitzen. Also insgesamt Platz fuer 19 Personen. Das war schon sehr geschmeidig, mit so einer kleinen Maschine zu fliegen. Madonna fliegt angeblich auch mit so nem Teil…

Weihnachten haben wir auf der Bilderbuchinsel Pulau Weh verbracht. Pulau heisst Insel, Weh wird abgeleitet von Ie, Wasser. Also haben wir Weihnachten auf der Wasserinsel verbracht, wo es auch einen Wasserfall und Heisse Quellen gibt. Bezogen auf den herrlichen Strand muesste die Insel heissen: Insel mit fantastischem Strand.
Wir wohnten in einem kleinen Haeuschen direkt ueber dem Meer – eigentlich der Meeting-Room, aber aufgrund knapper Kapazitaeten wurde er eben umfunktioniert in ein kleines Guesthouse. Die Anlage umfasste ca. 10 wunderschoen im Palmenhain gelegene kleine Bungalows mit Blick aufs strahlend blaue Meer. Da die Insel am nordweslichsten Punkt Indonesiens liegt, konnten wir in der Ferne riesige Frachtschiffe vorbei ziehen sehen. Sie kommen aus Sri Lanka mit Kurs auf Singapur und haben meist Autos aus Europa geladen. Abgesehen von den weit entfernten Containern am Horizont gab es jede Menge fantastischer Fische direkt vor uns im kristallklaren Meer zu betrachten. Man konnte sich bei Freddy, so hiess unser suedafrikanischer Gastgeber, eine Schnorchelausruestung ausleihen und nach ein paar Metern schwimmen, vielleicht 10 oder 15 m, oeffnete sich das Kaleidoskop einer farbigen Unterwasserwelt mit allen Facetten vom kleinen Clownfisch ueber Lippenstiftfisch bis hin zu Rochen und sogar Barracudas und vielen vielen weiteren buntschillernden Exemplaren. Eine Bekannte hat sogar kleine Haie am Riff entdeckt, das ist mir aber zum Glueck erspart geblieben. Mir genuegte schon der Wasserigel-Thrill. An einem weiteren Strand waren naemlich ganze Nester dieser extrem langstacheligen Spezies direkt unter der Wasseroberflaeche angesiedelt. Das war ganz schoen gruselig, da drueber zu schnorcheln. Ich hatte leichte Panik, dass sie mir gleich ihre Wahnsinns – Stacheln in den Bauch rammen und bin leicht hysterisch wieder davon gepaddelt.
An unserem Strand war ganz Friede-Freude-Kokosnuss angesagt – obwohl es auch ein leichtes Erdbeben gab, das uns wieder in die Realitaet zurueck geholt hat. Man konnte schon mal der Illusion verfallen, das Paradies auf Erden entdeckt zu haben. Denn neben der netten Unterkunft, dem weissen Bilderbuchstrand und der beeindruckend farbenpraechtigen Unterwasserwelt gab es noch ein Highlight: Freddy`s Kochkuenste! Er kochte 2x/Tag, mittags und abends. Abends gab es auf traditionelle suedafrikanische Art eine Ansage, was alles aufgetischt wurde. Dazu schrieb er mit weisser Kreide auf eine schwarze Schiefertafel die Koestlichkeiten des Abends auf und proklamierte diese feierlich vor seinen Gaesten. So gab es zum Beispiel am Weihnachtsabend Truthahn! Wow! Ach ja, ich habe ganz vergessen zu erwaehnen, dass wir im District Aceh waren, wo die Sharia Alkohol streng verbietet – bei Freddy jedoch gab es richtig guten Wein! Dafuer hat er auch einen Nachmittag im Knast verbracht, weil er nicht genug Schmiergeld dabei hatte. Das lies sich aber schnell mit einer hoeheren Zahlung regeln.
Ich hingegen habe einen neuen vollstaendigen Satz auf Bahasa Indonesia gelernt: Tolong sayha ingi satu angur mehra, minta. Das heisst (wörtlich): Aufgepasst, ich moechte haben einen Wein in rot, bitte.

Silvester waren wir wieder in Medan. Wir haben uns ein nettes Hotel gesucht und waren dort drei Tage. Mussten ja dringend Lebensmittel fuer unsere kleine Insel kaufen. Denn auf Nias gibt es nur ein aeusserst begrenztes Angebot an „Buli“-Waren. Bulis sind wir Weisse.

LAMPOOMAAATIIIIII!!
Da war es wieder soweit. Und da dieser Laptop auch auf low battery lief, konnte ich nicht weiter schreiben. Dafuer habe ich aber schon mal die Bilder vorbereitet, die ich Euch senden werde. Sofern die Inselgoetter mir gnaedig gestimmt sind.

Also, Silvester waren wir wieder in Medan. Ich habe in ca. 10 – 15 Computer- und Elektronikgeschaeften versucht, einen Charger fuer mein iBook aufzutreiben, doch leider vergebens. Jetzt wird mir das Teil aus Deutschland mitgebracht. Einkaufen bedeutet, aehnlich wie in Europa, sich mit tausend anderen konsumhungrigen Menschen in einen Supermarkt zu stuerzen und kaufen, kaufen, kaufen. Allerdings ist es in Medan nicht ganz so easy, da es hier nur ein enttaeuschend kleines Angebot an Kaese oder Nudeln gibt. Olivenoel ist wahnsinnig teuer, Wein und Wurstwaren bekommt man nur beim Chinesen Mr. Ben unter der Ladentheke. Der hatte aber leider geschlossen.
Nachdem wir unseren Kaufrausch light abgehakt hatten, war auch schon Silvester um zwoelf Uhr nachts und wir beobachteten das Feuerwerksspektakel von unserem Hotel aus. Vom fuenften Stock hatten wir einen guten Ueberblick ueber die Stadt. Hier wird neben dem Abfeuern klassischer Feuerwerkskoerper auch das Laermen mit Troeten und Quietschen zelebriert. Hauptsache Krach. Nach ner guten Stunde Feierei verebbte das Grossereignis. Okay, mit Berlin konnten wir natuerlich nicht mithalten, aber dafuer waren wir ja auch in einem muslimischen Land, die Silvester nur aus Spass begehen.

Zurueck auf Nias sitze ich jetzt auf unserer Veranda mit Blick aufs Meer. Heute vormittag schien die Sonne, das Meer strahlte herrlich blau und ich bin sogar frueher aufgestanden, um den wunderschoenen Tag zu geniessen. Ein extraordinaeres Novum hat sich eingestellt: ich mutiere zur freiwilligen Fruehaufsteherin! Ich habe mir das nicht fuer das neue Jahr vorgenommen! Es ist einfach passiert! Ok, es liegt wahrscheinlich daran, dass Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und Grillenzirpen kombiniert mit Gockelgekraeh ab fuenf Uhr morgens recht laut sind fuer meine Berliner Schallschutzfenster verwoehnten Ohren. Aber immerhin!

Hier beginnt der Arbeitstag auch schon um 8:00 Uhr. Um ACHT! Das ist zwar immernoch grausam frueh fuer meine Langschlaefermentalitaet, aber ich gewoehne mich allmaehlich daran. Oder ich versuche es zumindest.
Anbei ein Bild von meinem temporaeren Arbeitsplatz, mit mir und der kleinen Prinzessin, der blonden Katzenfrau mit den blauen Augen und Stummelschwanz und dem dicksten Bauch der Welt, die immer noch keine Kaetzchen geworfen hat. Vielleicht ist sie einfach nur ein verwoehntes Ding. Aber sie leistet mir sehr gern Gesellschaft und verhaelt sich auch als Indonesierin genau so wie alle Katzen der Welt: sie legt sich am liebsten auf meine Unterlagen, um mich von der Arbeit abzuhalten. Ein kleines Paeuschen darf schon mal sein.
In diesem Sinne: Lasst Euch nicht stressen und sorgt fuer ausreichend Streicheleinheiten! 🙂 HAPPY NEW YEAR!

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