Wenn morgens um 5 der Muezzin plärrt

Dann beginnt in Medan, der Hauptstadt Sumatras, das Leben. Es scheint, als stünden sämtliche Fahrzeuge vom gewöhnlichen Auto bis zum Laster, Moped, Mofa und Tuk Tuk am Start um pünktlich um fünf ratternd und knatternd, hupend und schnaubend den Tag zu beginnen. Eine Geräuschkulisse wie es unsereins zuletzt an der WM 2006 auf den Strassen gehört hat. Der Muezzin ersetzt das Jubelgeschrei.
Selbst weniger früh aufstehen liebende Menschen wie ich müssen sich dem Lärm beugen. Gestern, nach meiner ersten Nacht in Medan, dem ersten ungestörten Durchschlafen nach der durchzechten Abschiedsnacht, wähnte ich mich noch in dem Glauben, dass man das Geplärr und den Lärm abstellen könne. Ruhe, aufhören, murmelte ich schlaftrunken. Heute, nachdem ich volle zehn Stunden wohltuenden Schlafes hinter mir habe, sieht die Sache schon anders aus. Schliesslich beginnt heute mein erster Arbeitstag auf Nias, meiner zum Glück christlich besetzten Insel. Der gestrige Schlaf fiel mir umso leichter, als ich endlich glücklich und zufrieden in den Armen meines Liebsten einschlummern konnte. Glücklich vor allem auch, weil nicht nur ich es heil nach Indonesien geschafft habe, sondern auch mein Koffer, der noch eine Extra-Nacht in Jakarta ohne mich verbracht hatte. Auch er soll sein Abenteuer haben, solange er nur jetzt bei mir ist. Und für mich bedeutete der Schreck gleich die Losung für meinen Aufenthalt hier: nichts funktioniert, also Ruhe bewahren. Don’t worry, meinte der freundliche Indonesier an der Rezeption unseres 4**** Hotels. Schliesslich haben Koffer auch ihr Eigenleben. Nun denn. So soll es also gleich los gehen, wir fliegen um 7 a.m., ja, soooo früh! Aber ich bin ja fit und freue mich darauf, dass heute mein neues Leben beginnt. Und dass ich meinen Kleiderschrank dabei habe, unterstützt meine Vorfreude natürlich. Nicht zu vergessen, dass ich meinen Boss schon gut kenne 🙂